Die Union hält entschlossen am gemeinsam mit Teilen der SPD ausgehandelten Wehrdienstkompromiss fest, der ein Losverfahren zur Auswahl künftiger Wehrdienstleistender vorsieht. Mit der Maßnahme versucht die Koalition, die Bundeswehr für den Ernstfall personell zu stärken, ohne direkt zur klassischen Wehrpflicht zurückzukehren. Zeitgleich gibt es heftige Debatten innerhalb der SPD sowie Kritik am Entwurf von Verteidigungsminister Pistorius, der seinerseits die bisherige Gesetzesvorlage als nicht ausreichend verteidigungsfähig ansieht. In aktuellen Medienberichten wird deutlich, dass das Thema Wehrdienst und die Frage einer Rückkehr zur Pflichtdebatte politisch enormen Sprengstoff birgt – sowohl bei jungen Menschen gibt es Unsicherheiten als auch bei den Fraktionen im Bundestag, die um Deutschlands Verpflichtungen innerhalb der NATO ringen. Zugleich ist unter Experten umstritten, ob ein Losverfahren tatsächlich geeignet ist, möglichst gerecht und effizient für mehr Soldaten zu sorgen. Währenddessen machen russische Drohgebärden und die internationalen Krisen ein Umdenken in Sachen Landesverteidigung für immer mehr Politiker und Bürger dringlich.
Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema
Die Süddeutsche Zeitung analysiert, wie die Debatte um Wehrpflicht und mögliche Losverfahren unterschiedliche politische Lager und sogar Generationen auseinanderdividiert. Im Zentrum steht die Frage, ob ein solcher Kompromiss tatsächlich praktikabel ist oder viel mehr neue Konflikte in Gesellschaft und Armee absichtlich schürt. Die Redaktion verweist zudem darauf, dass angesichts globaler Bedrohungen die Diskussion um Wehrpflicht wohl kaum kurzfristig verschwinden wird. Quelle: Süddeutsche Zeitung
Die FAZ berichtet eingehend über die Herausforderungen und Widerstände, auf die der Kompromiss zur Reform des Wehrdienstes trifft. Neben dem Widerstand aus der SPD werden auch juristische und ethische Bedenken gegen ein Losverfahren aufgeführt, ebenso Misstrauen von Wehrdienstgegnern und Skepsis von Militär-Verbänden. Gleichzeitig wird die Bedeutung des Themas für die europäische Verteidigungspolitik und die NATO hervorgehoben. Quelle: FAZ
Die TAZ geht auf die Perspektive der Jugend ein und beleuchtet, wie vor allem junge Menschen die Rückkehr zu einem verpflichtenden Wehrdienst per Lotterie-Modell sehen. Besonders hervorgehoben werden Sorgen um Freiheit, ungleiche Belastung und die Frage, ob ein Dienst beim Militär oder in sozialen Einrichtungen sinnvoller wäre. Dazu pariert die TAZ mit Stimmen von Fachleuten, die sowohl den gesellschaftlichen Zusammenhalt als auch die sicherheitspolitische Dimension kritisch hinterfragen. Quelle: taz