Klar, irgendeine Form von Regulierung im Mietbereich braucht es – schon allein, weil Wohnraum knapp ist und die Preise stetig nach oben schnellen. Trotzdem ist für Ruth Werhahn, die bei Vonovia fürs Personal zuständig ist, die aktuelle Mietpreisbremse ein stumpfes Instrument: Sie schütze nicht gezielt diejenigen Menschen, die es am meisten brauchen, sondern alle gleichermaßen – unabhängig vom Einkommen. Eigentlich, so Werhahn, müsste die Bremse gerade Mieter mit begrenztem Budget entlasten; dass sie aber wie mit der Gießkanne wirkt, hält sie für einen Fehler.
Zugleich findet sie es nachvollziehbar, dass die Bundesregierung härtere Strafen für Mietwucher plant. Wer auf Kosten verzweifelter Wohnungssuchender abkassiert, gehöre sanktioniert. Aber das eigentliche Problem sitzt tiefer: Ohne spürbar mehr Neubau, so argumentiert Werhahn, bleibt die Situation am Wohnungsmarkt angespannt – mit allen negativen Folgen für Gesellschaft und Wirtschaft.
Dass sich viele Menschen in Berlin vom System abgekoppelt fühlen, sieht sie in der steigenden Not, überhaupt noch eine bezahlbare Wohnung aufzutreiben. Die Antwort liege auch hier im Bauen neuer Wohnungen – statt Enteignungen, wie manche Initiativen sie fordern. Vonovia selbst sehe sich dabei nicht als Teil des Problems, sondern der Lösung: 'Unsere Mieter sind überwiegend zufrieden', betont Werhahn und schiebt nach, dass die hitzige Debatte um zu hohe Mieten nicht bei den eigenen Mietern beginne.
Ruth Werhahn von Vonovia kritisiert, dass mit der aktuellen Mietpreisbremse auch Mieter mit hohem Einkommen zu stark entlastet werden, während vorrangig Bedürftige besser geschützt werden sollten. Sie befürwortet härtere Durchgriffe bei echtem Mietwucher, aber macht klar, dass langfristig nur mehr Wohnungen helfen können. Aus politischer wie gesellschaftlicher Sicht sieht Werhahn den notwendigen gesellschaftlichen Zusammenhalt bedroht, wenn das Problem weiter verschleppt wird.
Blickt man auf die politische Landschaft, werden in den letzten Tagen immer häufiger Rufe nach gezielten Förderprogrammen, steuerlichen Anreizen für Bauträger und einer Entbürokratisierung im Bau geäußert (siehe Süddeutsche Zeitung, Zeit, FAZ). Zudem werden jüngste Initiativen zur strengeren Mietensanktionierung von Politik und Mieterverbänden unterschiedlich bewertet: Manche loben das Signal, andere halten die Umsetzung für fraglich. In mehreren Großstädten, darunter Berlin und München, spitzt sich die Lage weiter zu – mit Protesten, politischen Initiativen und der Forderung nach schnellen, pragmatischen Lösungen. Inflationsdruck und steigende Baukosten erschweren allerdings jede Strategie: Viele Wohnungsbauprojekte werden zurückgestellt, da schlicht das Geld fehlt oder Bauunternehmen abwandern. Und dann steht noch die wachsende Angst im Raum, dass selbst Mittelschichtler bald an die Grenze des Leistbaren stoßen.