Was drängt? 2027 klafft eine Lücke in den Kassen, möglicherweise im zweistelligen Milliardenbereich. Die Defizite laufen aus dem Ruder, das Loch wächst, das Reformtempo zieht an. Vor allem die Idee, dass Hausärzte zentrale Lotsen im System werden, hält sie für entscheidend. Wer brav den Hausarzt konsultiert und nicht gleich bei jedem Zipperlein zum Spezialisten läuft, könnte mit Bonus belohnt werden. Umgekehrt: Direkt zum Facharzt? Möglich, aber eventuell mit Zusatzgebühr. Steuerung müsse sein, sagt Warken, anders sei die Versorgung nicht mehr zu stemmen.
Kassenärzte-Chef Gassen hatte ins Spiel gebracht, spezielle Tarife für 'unkontrollierte' Facharztgänger einzuführen – doch Warken blockt auch hier. Ihr Ziel: Eine Gesundheitsversorgung, die wirklich jedem offensteht, unabhängig vom Geldbeutel. Jeder, der ernsthaft einen Termin beim Facharzt braucht, muss diesen auch zeitnah bekommen. Klingt fast selbstverständlich, ist aber, Hand aufs Herz, immer öfter ein frommer Wunsch.
Kern des Interviews: Gesundheitsministerin Warken spricht sich eindeutig gegen eine Aufspaltung der gesetzlichen Krankenversicherung in Basis- und Zusatztarife aus. Sie betont, dass das deutsche Gesundheitssystem auf Solidarität fußt – und dieser Ansatz keinesfalls geopfert werden dürfe, auch wenn das kommende Defizit der Kassen alarmierend sei. Hintergrund der Debatte ist die zunehmende Sorge um die Finanzierbarkeit des Systems: Ab 2027 droht ein Milliardendefizit, Reformdruck wächst. Warken plant, mit einem Primärarztsystem – also einem festen Ansprechpartner (Hausarzt) für die meisten Gesundheitsfragen – sowie klugen Anreizen die Versorgung effizienter zu steuern. Darüber hinaus werden aktuell verschiedene Kompromissvorschläge diskutiert, darunter gestufte Tarife oder eine Stärkung der Eigenverantwortung der Versicherten, allerdings stoßen diese auf gesellschaftlichen Widerstand, etwa weil eine offene Zweiklassenmedizin droht. Die politische Debatte ist von tiefer Skepsis gegenüber Modellen geprägt, die den Zugang zu Gesundheitsleistungen stärker vom Einkommen abhängig machen. Nach neuesten Berichten prüfen Krankenkassen zudem alternative Sparmaßnahmen, darunter auch striktere Leistungsüberprüfungen und neue Modelle zur Kostenbeteiligung. In der Presse werden Stimmen laut, die neben Reformen bei den Leistungen auch strukturelle Änderungen wie Zentralisierung und mehr digitale Prozesse fordern, während Patientenschutzorganisationen auf die Grundwerte des Solidarsystems pochen.