Ganz ehrlich, wenn ich über Belén Garijo stolpere – die Frau, die Merck lenkt, allerdings nicht mehr lange –, dann muss ich manchmal schmunzeln. Denn während viele in Deutschland, sagen wir mal, recht zögerlich ihre Zukunft betrachten, betrachtet Garijo das Land mit einer Spur mehr Zuversicht. Sie habe, meinte sie gegenüber der Süddeutschen Zeitung, schlicht einen anderen Zugang: Vielleicht, weil sie aus Spanien stammt, vielleicht auch, weil Fremde die Dinge ohnehin gern in anderem Licht sehen. In Deutschland gehöre es angeblich fast schon zum kulturellen Inventar, an vielem herumzumäkeln. Eine bemerkenswerte Beobachtung, der ich persönlich nach einem mittellangen Aufenthalt in München ohnehin zustimme (kaum ein Land, in dem das Wetter häufiger Thema ist).
Auf jeden Fall: Die Ampel, pardon, die Merz-Regierung habe aus ihrer Sicht ordentlich losgelegt und der Wirtschaft Vertrauen verschafft – aber es fehle nun an Tempo bei der Umsetzung. Das kennt Garijo aus dem eigenen Haus, wie sie betont – Pläne allein richten eben wenig aus ohne frischen Wind und Tatendrang. Europa – das war ihr wohl besonders wichtig – kommt gar nicht gut weg; zu uneins, verwundbar und immer ein wenig zwischen den Supermächten USA und China eingeklemmt. Dass Europa sich ganz von China abnabeln will, davon hält sie rein gar nichts: Globaler Handel ohne China? Für sie undenkbar. Das Geschäft, das Merck in China macht, sichere quasi auch Arbeitsplätze in Europa und Amerika. Logisch klingt das schon.
Gleichzeitig, und da merkt man die lange Berufserfahrung, betont sie die Notwendigkeit, vorbereitet zu sein: Risikomanagement wurde ausgebaut, man müsse sich wappnen – keiner wisse, wo die Welt hinsteuere. Nach 15 Jahren in Deutschland – für sie offenbar eine prägende Zeit („Deutschland hat es sehr gut mit mir gemeint“). Nach der Merck-Zeit? Sie wolle sich „ein bisschen entspannen“. Klingt fast nach Understatement, oder? Ich jedenfalls glaube nicht, dass sie lange stillsitzen wird.
Belén Garijo, die noch bis 2026 amtierende Chefin des Darmstädter Pharma- und Chemiekonzerns Merck, beurteilt die wirtschaftliche und gesellschaftliche Lage in Deutschland optimistischer als viele ihrer deutschen Kollegen und Kollegen. Sie kritisiert die typisch deutsche Neigung zur Skepsis sowie anhaltende Trägheit in der politischen Umsetzung wichtiger Reformen – lobt aber auch die Regierung unter Friedrich Merz für ihren starken Start und das geschaffene Vertrauen. Trotz der geopolitischen Unsicherheiten, etwa im Verhältnis zwischen Europa, China und den USA, hält Garijo es für illusorisch, dass eine Entkopplung von China ohne immensen Schaden für die europäische Wirtschaft möglich wäre. In Interviews hebt sie die Rolle von Risikomanagement und flexibler Unternehmensführung hervor, um auf globale Krisen vorbereitet zu sein. Hintergrund: Während der jüngsten Konjunkturflaute in Deutschland betonen Experten und Medien zunehmend die Bedeutung einer stabilen, innovativen Industriepolitik, einer engen Einbindung in den Weltmarkt sowie Mut zu schnellen politischen Reformen. Neue Zahlen des ifo-Instituts zeigen, dass das Geschäftsklima in der deutschen Wirtschaft im Frühjahr leicht gestiegen ist, jedoch nach wie vor Unsicherheit bei Investitionen wegen geopolitischer Risiken, insbesondere im Verhältnis zu China und den USA, herrscht. Merck investiert verstärkt in Forschung und Digitalisierung, um langfristig internationale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.