Wehrpflicht neu entflammt: Politische Kontroverse nach Interview mit Kanzler Merz

Nach dem ARD-Interview von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) wird die Debatte um die Wiedereinführung der Wehrpflicht in Deutschland wieder intensiv geführt.

heute 09:05 Uhr | 143 mal gelesen

In der ARD-Sendung bei Caren Miosga deutete Friedrich Merz an, dass der neue Wehrdienst zunächst auf Freiwilligkeit basieren soll, er jedoch skeptisch sei, dass dies eine dauerhafte Lösung bleibe. Zudem sprach Merz sich für die Einführung eines gesellschaftlichen Pflichtjahres aus und schlug vor, dabei auch über die Integration von Frauen in die Wehrpflicht nachzudenken, wofür eine Änderung des Grundgesetzes erforderlich wäre. Jan van Aken, Vorsitzender der Linken, wies diese Pläne am Montagmorgen entschieden zurück. Nach seiner Meinung liegt der geringe Anreiz für den Wehrdienst an der wachsenden Unzufriedenheit der Jugend mit der Politik der Bundesregierung. In einem RTL/ntv-Interview formulierte van Aken, dass solange die Regierung keine Politik für die Mehrheit mache, diese auch nicht auf die Unterstützung der Jugend hoffen dürfe. Die Linke lehne jede Grundgesetzänderung zur Wehrdienstpflicht für Frauen klar ab. Van Aken sprach sich generell gegen Pflichtdienste aus und erinnerte an die entwürdigenden Erfahrungen der Gewissensprüfung, die er als Kriegsdienstverweigerer durchlaufen musste. Für eine verfassungsändernde Mehrheit im Bundestag wäre die Regierungskoalition entweder auf die AfD oder auf Grüne und Linke angewiesen.

Die Wehrpflicht-Debatte erfährt nach Kanzler Merz' TV-Interview neue Dynamik, da er für die Einführung eines gesellschaftlichen Pflichtjahrs plädiert, gegebenenfalls auch für Frauen. Die Linke lehnt Pflichtdienste weiterhin strikt ab und argumentiert, dass junge Menschen angesichts der aktuellen Politik kein Interesse am Wehrdienst haben. Bundesweite Diskussionen zeigen, dass die Wehrpflicht ein höchst umstrittenes Thema bleibt und politische Mehrheiten für eine Reform weiterhin unsicher sind. Weitere Recherche: Die allgemeine Diskussion zur Wehrpflicht gewinnt durch die angespannte sicherheitspolitische Lage in Europa neue Brisanz. In Norwegen und Schweden, aber auch in Litauen und Finnland, wurde die Wehrpflicht bereits wieder eingeführt oder ausgebaut, um der Bedrohung durch Russland entgegenzuwirken. In Deutschland mehren sich Forderungen aus Wissenschaft, Bundeswehr und Teilen der Politik, einen gesellschaftlichen Konsens zu finden – insbesondere mit Blick auf die mangelnde personelle Ausstattung der Bundeswehr und gestiegene Anforderungen an die Landesverteidigung.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

In einem ausführlichen Beitrag beleuchtet die Süddeutsche Zeitung die Geschichte, den aktuellen Stand und die umstrittenen Zukunftsaussichten der Wehrpflicht in Deutschland. Der Artikel stellt dar, wie verschiedene Parteien zum Thema stehen, wie der demografische Wandel die Bundeswehr betrifft und welche verfassungspolitischen Hürden für eine Wiedereinführung überwunden werden müssten. Abschließend wird analysiert, welche gesellschaftlichen und militärischen Effekte von einer wieder eingeführten Wehrpflicht erwartet werden. (Quelle: Süddeutsche Zeitung)

Die FAZ geht in einem aktuellen Artikel auf den Hintergrund der sicherheitspolitischen Entwicklungen in Europa ein und diskutiert, warum insbesondere osteuropäische Staaten die Wehrpflicht reaktivieren. Sie stellt die Argumente der Befürworter und Gegner dar und verweist auf das Fehlen einer klaren gesellschaftlichen Zustimmung in Deutschland, sieht aber die politische Debatte als Signal für eine mögliche Verschiebung in der Verteidigungspolitik. Zudem werden die erforderlichen Parlamentmehrheiten und grundgesetzlichen Bedingungen ausführlich erläutert. (Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung)

Die ZEIT analysiert in ihrer aktuellen Berichterstattung die öffentlichen Reaktionen auf die Initiative von Friedrich Merz. Dabei werden Standpunkte Jugendlicher hervorgehoben, psychologische und soziale Aspekte eines Pflichtdienstes beleuchtet sowie Alternativen diskutiert, zum Beispiel im sozialen Sektor. Abschließend werden Stimmen von Bundeswehr-Expert*innen und Sozialverbänden präsentiert, die sich zur Machbarkeit, aber auch zu den hochwertigen Anforderungen an moderne Streitkräfte äußern. (Quelle: Die Zeit)

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