Weimer warnt: Antisemitismus erinnert an die 1930er Jahre

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer vergleicht die derzeitigen antisemitischen Tendenzen mit der Situation in Deutschland während der 1930er Jahre.

10.09.25 13:08 Uhr | 3 mal gelesen

Im Gespräch mit der "Bild" warnt Weimer, dass der heutige Antisemitismus Parallelen zu den düsteren Jahren der deutschen Geschichte aufweise. Er sieht die Gefahr jedoch nicht nur von Rechtsextremisten, sondern auch von linksorientierten Gruppen und islamistischen Kreisen ausgehen. Besonders alarmiert zeigt sich Weimer über das Ausmaß von Judenhass im deutschen Kulturbetrieb. Im "Bild"-Podcast betont er, dass jüdische Kulturschaffende zunehmend Angst hätten, öffentlich aufzutreten, weil sie Diskriminierung befürchten müssten. Weimer berichtet von Musikerinnen und Musikern jüdischen Glaubens, denen aus eben diesem Grund Aufträge und Bühnenauftritte verweigert werden – eine Situation, die ihn an die Zustände der Dreißigerjahre erinnert. Seiner Einschätzung nach haben sich solche Ausschlüsse bereits als ‚Normalität‘ etabliert. Unter dem Deckmantel von Kritik an Israel würden antisemitische Einstellungen salonfähig gemacht, was Weimer mit Schrecken beobachtet. Ebenso problematisiert er eine wahrgenommene Doppelmoral in der Debatte um den Nahost-Konflikt: Angriffe auf Israel würden von vielen nur mit Gleichgültigkeit quittiert, während umgekehrt die Empörung groß sei, sollte Israel militärisch reagieren.

Wolfram Weimer, Kulturstaatsminister, äußert sich mit großer Sorge über den gegenwärtigen Antisemitismus in Deutschland und zieht Parallelen zu den repressiven Zuständen der 1930er Jahre. Laut Weimer wächst der Judenhass nicht nur aus den bekannten rechtsextremen Milieus, sondern auch von linker Seite und bei Islamisten; besonders betroffen seien jüdische Künstlerinnen und Künstler. Mit Blick auf die jüngsten Demonstrationen und Übergriffe im Zuge des Nahost-Konflikts berichten auch andere Medien übereinstimmend von steigenden antisemitischen Vorfällen in Deutschland, warnen vor wachsender gesellschaftlicher Akzeptanz von Judenfeindlichkeit und fordern politisches Handeln, um Betroffene besser zu schützen. Experten merken an, dass die Debatte um den Nahostkonflikt häufig als Vorwand für antisemitische Aussagen dient. Infolge der Lage äußern viele jüdische Deutsche zunehmend Angst, öffentlich als Juden in Erscheinung zu treten. Laut Medienberichten verzeichneten Behörden zuletzt einen deutlichen Anstieg antisemitischer Straftaten.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

Die Süddeutsche Zeitung berichtet ausführlich, dass nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel antisemitische Angriffe und Bedrohungen in Deutschland stark zugenommen haben; viele jüdische Gemeinden mussten ihre Schutzmaßnahmen verstärken, und zahlreiche Prominente und Politiker fordern schärfere Gesetze gegen Antisemitismus. (Quelle: Süddeutsche Zeitung)

Im SPIEGEL wird analysiert, dass besonders im Zusammenhang mit propalästinensischen Demonstrationen eine neue Dynamik des Judenhasses sichtbar wird, wobei nicht nur Rechtsextreme, sondern auch Akteure aus linken und islamistischen Kreisen auffallen; Interviews mit Betroffenen beleuchten die alltägliche Angst von Juden in deutschen Städten. (Quelle: Der Spiegel)

Die Zeit beschäftigt sich mit der Frage, wie Deutschland gesellschaftlich und politisch auf Antisemitismus reagieren sollte, diskutiert Präventionsprogramme und die Rolle des Bildungswesens und betont die Dringlichkeit einer breiten gesellschaftlichen Verpflichtung zum Schutz jüdischen Lebens. (Quelle: Die Zeit)

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