Wenn Städte die Steuern drehen: Immobilienbesitzer spüren es zuerst

Steigen die lokalen Gewerbesteuern, spüren diese Last nicht nur die Betriebe – auch jene, die Grund und Boden ihr Eigen nennen, bekommen es finanziell zu spüren.

heute 09:35 Uhr | 38 mal gelesen

Manchmal sind es die kleinen Änderungen auf kommunaler Ebene, die spürbare Folgen haben – so auch bei der Gewerbesteuer: Eine Untersuchung des Ifo-Instituts zusammen mit Econpol Europe legt offen, dass etwa ein Viertel der erhöhten Gewerbesteuer letztlich bei Eigentümerinnen und Eigentümern von Immobilien hängenbleibt. Unternehmer mögen zwar zunächst den Großteil schultern, lehnen aber einen ordentlichen Anteil an jene ab, die Land oder Gebäude besitzen. Möglicherweise, so drückt es Co-Studienleiter Pascal Zamorski aus, werden Entscheidungen in der Produktion angepasst, was eine Umverteilung der Steuerlast zur Folge hat – besonders für Immobilienbesitzer eben. Auch auf die Preise hat diese Steuer ihren Finger im Spiel: Sollte die Gewerbesteuer um einen Prozentpunkt steigen, purzeln die Preise für Gewerbeimmobilien im Schnitt um rund drei Prozent innerhalb von vier Jahren, so das Ergebnis der Forscher. Wohnungen sind ebenfalls betroffen, wenn auch gemächlicher – hier dämpft sich das Preiswachstum um ein bis zwei Prozent. Und als ob das nicht reicht: Selbst die Löhne entwickeln sich weniger dynamisch, fallen also um etwa 0,7 Prozent geringer aus. Im Kern, so Ifo-Forscher David Gstrein etwas nachdenklich, bedeutet das, dass diese Steuer gleich mehrere Seiten drückt: zum einen Unternehmen, zum anderen Haus- und Grundstücksinhaber, und ganz nebenbei entstehen dabei auch noch volkswirtschaftliche Kosten, weil Investitionen zurückhaltender erfolgen oder Firmenorte verlegt werden. Zur Untermauerung dieser Zusammenhänge werteten die Studienmacher übrigens über 35 Millionen Immobilienanzeigen und mehr als 17.000 Reformen kommunaler Gewerbesteuern zwischen 2008 und 2019 aus. So konnte sichtbar werden, wie eng der Zusammenhang zwischen Steuertuning und Marktentwicklungen tatsächlich ist – bis hin zu den Gehältern.

Die auf Daten aus über einem Jahrzehnt und zig Millionen Anzeigen basierende Analyse zeigt: Die Gewerbesteuererhöhungen wirken sich vielfältig auf den Immobilienmarkt aus und reichen weit bis in die ökonomische Struktur von Städten hinein. Ein Viertel der Steuerlasten trifft Eigentümer direkt, während Unternehmen oft nach Wegen suchen, diese Last abzuwälzen, was zu zurückgehenden Immobilienpreisen, schwächerem Lohnwachstum und weniger Investitionen führt. Neue Recherchen belegen überdies eine steigende Anzahl an kommunalen Steueranhebungen in jüngster Zeit, was besonders in Ballungsräumen zu spürbaren Preis- und Lohnverschiebungen beiträgt. Weiter zeigen aktuelle Quellen, dass unter anderem der deutsche Städtetag erhöhte Gewerbesteuern weiterhin als notwendig betrachtet, während Immobilienverbände angesichts zunehmender Investitionszurückhaltung warnen; daneben gibt es deutliche Hinweise, dass viele Unternehmen auch Standorte außerhalb teurer Kommunen prüfen. Insbesondere in großen Städten wie München, Hamburg und Berlin steigen die kommunalen Hebesätze aktuell weiter, was nicht selten mit intensiven Debatten zwischen Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft einhergeht. Neben Deutschland experimentieren auch andere europäische Länder mit ähnlichen Maßnahmen, wobei Experten warnen, dass langfristige Folgen insbesondere für mittelständische Unternehmen und private Eigentümer unterschätzt werden könnten. Quellenrecherchen aus den letzten 48 Stunden bestätigen die Tendenz zu weiteren kommunalen Steueranhebungen, während wirtschaftliche Interessenvertreter bereits politische Gegenmaßnahmen fordern.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

Ein aktueller Artikel der Süddeutschen Zeitung analysiert, wie die Erhöhung kommunaler Hebesätze auf die Attraktivität von Wirtschaftsstandorten einwirkt, und stellt fest, dass zahlreiche Unternehmen ihre Standorte in günstigere Gemeinden außerhalb der Ballungszentren verlegen; die Autoren berichten von vertieften Diskussionen unter Kommunalpolitikern, die steigende Kosten für notwendige öffentliche Infrastruktur ins Feld führen (Quelle: Süddeutsche Zeitung).

Laut einem Bericht auf der Website von Die Zeit beobachten Wirtschaftsvertreter eine wachsende Kluft zwischen prosperierenden Großstädten und ländlichen Regionen, da hohe Hebesätze vor allem in Hauptstädten die Investitionsbereitschaft von Immobilienfirmen und Mittelständlern dämpfen und gleichzeitig ersten Mietern mit Preisanstiegen begegnet wird (Quelle: Die Zeit).

Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel meldet, dass Verbände und Interessenvertretungen der Immobilienwirtschaft eine Kettenreaktion befürchten: Immer mehr Kommunen greifen zu Steuererhöhungen, um Löcher im Haushalt zu stopfen, was den Druck auf Eigentümer sowie Mieter erhöht und gleichzeitig das Investitionsklima insgesamt eintrübt (Quelle: Spiegel Online).

Schlagwort aus diesem Artikel