Rotes Kreuz warnt vor möglichem Zusammenbruch der Waffenruhe in Gaza

Mirjana Spoljaric, Chefin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, beschreibt die Situation in Gaza als katastrophal und sieht die aktuelle Waffenruhe als äußerst brüchig.

heute 09:34 Uhr | 30 mal gelesen

Gaza ist, man kann es kaum anders ausdrücken, ein einziges Trümmerfeld. Kaum ein Stein steht noch auf dem anderen, Infrastruktur ist so gut wie nicht mehr vorhanden und der Alltag der Menschen spielt sich in Ruinen ab. "An Wiederaufbau“, sagt Spoljaric im Gespräch mit dem 'Spiegel', "mag im Moment niemand ernsthaft denken – dazu fehlen schlicht die Voraussetzungen und jede Hoffnung auf Sicherheit." Sorgen bereitet ihr vor allem, dass der fragile Frieden nur an einem seidenen Faden hängt. Sie distanziert sich von optimistischen Tönen – und hält wenig von Durchhalteparolen: "Ich bin kein Politiker, sondern leite eine Hilfsorganisation", merkt sie nüchtern an. Ihre Angst: bricht der Waffenstillstand, droht die nächste Welle der Zerstörung, noch erbarmungsloser als zuvor. Das IKRK hat zuletzt versucht, zwischen den Lagern zu vermitteln – Geisel- und Gefangenenaustausch, immer unter der Devise: Neutralität wahren, Vertraulichkeit wahren. Der persönliche Einsatz ging dabei an die Substanz, wie Spoljaric anmerkt („ein paar Nächte Schlaf konnte ich mir abschminken“). Das alles, so die IKRK-Chefin, sei riskant, aber letztlich die einzige Option gewesen, denn weder Staaten noch Parteien hätten diese Rolle übernehmen können. Was bleibt, ist ein Appell: Die Hilfsmittel reichen hinten und vorne nicht – die internationalen Geldgeber müssten dringend mehr zur Verfügung stellen, sonst stehe die gesamte Nothilfe auf der Kippe. Kosten explodieren, Unterstützung schrumpft – ein fatales Ungleichgewicht.

Die Präsidentin des IKRK, Mirjana Spoljaric, unterstreicht die dramatische Zerstörung und Notlage in Gaza. Sie mahnt, dass die derzeitige Waffenruhe gefährlich instabil sei und im Falle eines erneuten Ausbruchs der Kämpfe wenig Hoffnung auf eine nachhaltige Besserung bestehe. Spoljaric betont, dass das Festhalten an der Neutralität und das diplomatische Feingefühl des IKRK zwar zu heiklen, aber notwendigen Erfolgen geführt hätten – etwa bei Geiselaustauschaktionen. In den letzten 48 Stunden haben internationale Organisationen mehrfach gewarnt, dass der Zugang zu sauberem Wasser, Lebensmitteln und medizinischer Versorgung weiterhin massiv eingeschränkt ist. Die Zahl der Binnenvertriebenen in Gaza soll laut UN-Schätzungen mittlerweile mehrere Hunderttausend betragen. Jüngste Berichte berichten zudem von immer massiveren psychischen Belastungen in der Bevölkerung – vor allem für Kinder und chronisch Kranke, die kaum noch Zugang zu Betreuung haben.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

Der längste aktuelle Artikel auf www.sueddeutsche.de berichtet ausführlich über die angespannte Lage in Gaza, den Mangel an Hilfe und beschreibt die Lebensrealität der Menschen, die vor Ruinen hausen und selbst für das Nötigste lange Wege und Risiken auf sich nehmen. Die Reportage schildert, wie Hilfsorganisationen trotz enormer Sicherheitsrisiken weiterhin versuchen, Lebensmittel und medizinischen Bedarf zu verteilen, während politische Lösungswege wenig greifbar erscheinen. Eindringlich wird vor einer weiteren Eskalation und einem generellen Vertrauensverlust in Hilfsstrukturen gewarnt. Quelle: Süddeutsche Zeitung

Ein umfangreicher Beitrag von www.zeit.de widmet sich den psychischen Folgen für die Zivilbevölkerung in Gaza, insbesondere für Kinder, die von Kriegserlebnissen, Verlusten und Trauer geprägt sind. Parallel wird auf die zunehmende Erschöpfung und Frustration unter Hilfsorganisationen eingegangen, die seit Wochen an ihre Belastungsgrenze stoßen. Der Artikel hebt hervor, wie mangelnde finanzielle Mittel und kontinuierliche Unsicherheit jegliche langfristige Planung zunichtemachen. Quelle: DIE ZEIT

Auf www.dw.com findet sich eine Analyse zur Rolle des Roten Kreuzes und anderer humanitärer Organisationen, die trotz schwieriger Umstände diplomatisch vermitteln und grundlegende Hilfe leisten. Der Text hebt hervor, wie die Neutralität des IKRK als Türöffner für Gespräche zwischen den verfeindeten Seiten fungiert und wie gefährdet solche Kanäle sind, wenn das Vertrauen schwindet. Schlussendlich wird auf den dringenden Appell an die Geberländer verwiesen, diese Hilfskorridore nicht dem Rotstift zu opfern. Quelle: DW

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