Wirtschaft überlegt: Neue Wege im Umgang mit der AfD?

Die Fronten bröckeln – in der Wirtschaft wächst die Unklarheit, wie man mit der AfD umgehen soll. Verbände gehen unterschiedlich vor und ringen mit alten und neuen Prinzipien.

heute 04:11 Uhr | 51 mal gelesen

Kürzlich sorgte eine Entscheidung des Verbands Die Familienunternehmer für Aufsehen: Präsidentin Marie-Christine Ostermann erklärte im Gespräch mit dem Handelsblatt, dass das bisherige Kontaktverbot zu Bundestagsabgeordneten der AfD mit einer Veranstaltung im Oktober passé sei. Interessant ist dabei, dass manche Landesverbände diese Brandmauer offenbar ohnehin eher locker interpretierten – was irgendwie nach gut gemeinter Vereinheitlichung klingt, aber vielleicht nie wirklich funktioniert hat. Ostermann sieht die politische Auseinandersetzung mit der AfD gerade im direkten Kontakt als essentiell: Wer mit ihren Vertretern sachlich spricht, merkt laut Ostermann schnell, wie „dünn“ es hinter deren Schlagwörtern teils aussieht. Dabei stellt sie klar: Gespräche ja, Koalitionen nein – an einer Regierungszusammenarbeit mit der AfD soll keinesfalls gerüttelt werden. Im Kontrast dazu argumentiert die Stiftung Familienunternehmen eher traditionell – die Einladungspraxis bleibt restriktiv gegenüber AfD und Linken. Vorstand Rainer Kirchdörfer nennt als Hauptgrund die Werte und Programme dieser Parteien, die aus seiner Sicht mit dem Unternehmertum nicht vereinbar seien. Eine Ablehnung, die mit einem Hauch Prinzipientreue daherkommt, aber auch ein wenig nach Ausgrenzung riecht. Und dann wäre da noch der BVMW. Christoph Ahlhaus, der Geschäftsführer, gibt zu bedenken, dass der schlichte Versuch einer Brandmauer offenbar nicht reicht, wenn die Umfragewerte der AfD nach wie vor hoch sind. Die Wirtschaft müsse sich der Diskussion stellen, statt den Kopf einzuziehen. Dieser kontroverse Diskurs tobt aktuell zwischen und innerhalb der Verbände – wohin das führt, ist wohl noch offen. Vielleicht kennen Sie das ja: Diese Mischung aus Skepsis, Diskussionslust und leiser Sorge – so fühlt sich das gerade an.

Die Diskussion um das Verhältnis der Wirtschaft zur AfD spiegelt tiefgreifende Unsicherheiten und Meinungsverschiedenheiten wider. Während einige Wirtschaftsverbände wie Die Familienunternehmer den Kontakt zu AfD-Abgeordneten suchen, um politische Inhalte kritisch zu hinterfragen, bleibt beispielsweise die Stiftung Familienunternehmen strikt auf Distanz. Durch steigende Wahlerfolge der AfD wächst der innere Druck, mit alten, klaren Abgrenzungen zu brechen oder neue Formen des Umgangs zu finden. Zahlreiche Wirtschaftsfunktionäre betonen, dass Dialog notwendig sei, solange keine Zusammenarbeit in der Regierung erfolgt. Neuere Debatten und Medienberichte zeigen, dass der wirtschaftliche Umgang mit der AfD auch deshalb zum Reizthema geworden ist, weil ein Erstarken dieser Partei die Stabilität von Politik und Wirtschaft vor neue Herausforderungen stellt. Zudem wird diskutiert, ob Brandmauern aus Zeiten klarer Grenzziehung mit der AfD noch griffen oder inzwischen, angesichts gesellschaftlicher Polarisierung, dringend reformiert werden müssten. Manche Akteure warnen davor, dass Gespräche mit der AfD auch einer Normalisierung und damit Aufwertung der Partei gleichkommen könnten, während andere finden, man müsse politische Inhalte durch direkten Austausch entzaubern. Die Verunsicherung dürfte damit eher größer als kleiner werden.

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