Abwanderung energieintensiver Betriebe: Deutschlands Standort im Zwielicht

Frankfurt – Der Standort Deutschland verliert weiter: Fast drei Viertel der energieintensiven Unternehmen investieren laut der aktuellen Simon-Kucher-Studie zunehmend im Ausland – teils sogar auf anderen Kontinenten. Hauptgrund: steigende Energiepreise und bürokratische Hürden. Nachhaltigkeit bleibt zwar in den Strategien verankert, doch der wirtschaftliche Erfolg hinkt hinterher.

18.11.25 08:02 Uhr | 20 mal gelesen

Die deutsche Industrie gerät spürbar unter Druck. Aus der Standortperspektiven-Studie 2025 von Simon-Kucher kristallisiert sich ein düsteres Bild: Ganze 73 Prozent der befragten Grossunternehmen aus energieintensiven Branchen weichen mit ihren Investitionen ins Ausland aus. Fast schon wie ein schleichender Prozess, ein stilles Wegziehen, das sich kaum aufhalten lässt. Vor allem die Chemiebranche klagt: Wer Grundstoffe produziert, sieht sich zunehmend gezwungen, Europa oder gar den heimischen Kontinent zu verlassen. Jeder Dritte – ein enormer Anteil – kehrt Deutschland und seinen Nachbarn den Rücken. Offenbar fällt die Standortentscheidung in Deutschland deutlich häufiger zugunsten eines Exits als in vergleichbaren Nationen. Das rot blinkende Warnsignal sendet vor allem die Chemieindustrie. Was steht hinter diesem Exodus? Überragender Faktor sind die Energiepreise – eine Sorge, die praktisch alle Betroffenen teilen. Es klingt fast simpel, doch für viele ist die Kalkulation knallhart: Lohnt der Betrieb mit deutscher Energie noch? Zu allem Überfluss erschweren undurchsichtige Regulierungen und langatmige Genehmigungsverfahren jeglichen Wandel. Sage und schreibe 43 Prozent der Unternehmen nennen dies als Hauptbremse auf dem Weg zu klimafreundlicher Energieversorgung – ein bemerkenswerter Wert. Der oft beschworene Wandel ist also weniger eine blaue Utopie, sondern vor allem eine Hürde. Interessant bleibt, dass Nachhaltigkeit trotz aller Komplikationen ein zentrales Ziel bleibt – zumindest auf dem Papier: 88 Prozent der befragten Europa-Konzerne verankern sie tief in ihre Strategien, auch wenn die praktischen Erfolge oft überschaubar sind. Im Grunde stellt sich die Frage: Wie gelingt es, Wettbewerbsfähigkeit, Planungssicherheit und Klimaschutz in einen vernünftigen Ausgleich zu bringen? Sollte dies scheitern, droht das industrielle Rückgrat Deutschlands zu zerbrechen – ein düsteres Szenario, das immer weniger unrealistisch erscheint.

Die Simon-Kucher-Studie zeigt, dass steigende Energiepreise und langwierige Genehmigungsverfahren energieintensive Industrieunternehmen zunehmend aus Deutschland vertreiben – 73 Prozent planen oder vollziehen Investitionsverlagerungen ins Ausland, davon jeder dritte Betrieb sogar auf einen anderen Kontinent. Während Nachhaltigkeit in fast allen Strategien festgeschrieben ist, hapert es an tatsächlichen Markterfolgen – zu groß sind offenbar die Hürden im deutschen und europäischen Markt. In aktuellen Berichten wird zudem auf weiter steigende Strompreise hingewiesen, etwa durch den jüngsten politisch motivierten Verzicht auf eine Strompreisbremse, was insbesondere Chemiefirmen und Grundstoffproduzenten belastet (vgl. Quelle: Spiegel). Gleichzeitig diskutieren einige Branchenvertreter darüber, dass Investitionsförderungen und schnellere Genehmigungsprozesse zentrale Hebel für eine Trendwende wären – allerdings fehlt es bislang an konkreten politischen Lösungen (vgl. Quelle: FAZ). Die Lage bleibt angespannt, mit tiefgreifenden Folgen auf Beschäftigung und Wertschöpfung; öffentlich diskutiert wird teils bereits über einen möglichen Abgesang auf den Status Deutschlands als "Werkbank Europas" (vgl. Quelle: Zeit).

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