Airbus-Betriebsrat zweifelt an FCAS-Zusammenarbeit mit Dassault

Sowohl bei Airbus als auch in der deutschen Politik nehmen die Zweifel am gemeinsamen europäischen Kampfjet-Projekt FCAS zu.

23.09.25 06:58 Uhr | 183 mal gelesen

Die Verhandlungen zwischen Airbus und Dassault Systèmes, die seit 2017 am Future Combat Air System (FCAS) arbeiten, kommen seit Monaten nur schleppend voran. Thomas Pretzl, Vorsitzender des Airbus Defence-Betriebsrats, äußerte nun offen Zweifel an der bisherigen Kooperation: "Ich gehe davon aus, dass FCAS auch ohne Dassault verwirklicht werden kann", so Pretzl in einem Interview mit dem 'Handelsblatt'. Er sieht alternative und möglicherweise geeignetere Partner in Europa. Das FCAS soll als integriertes System aus Kampfjets und Drohnen einen leistungsfähigen Schutz des europäischen Luftraums gewährleisten und Europa strategisch unabhängiger von den USA machen. Angesichts nahezu täglicher Luftraumverletzungen im Ostseeraum durch russische Flugzeuge wird das Projekt vor allem von Industrie und Politik als besonders dringlich eingestuft. Michael Schöllhorn, CEO von Airbus Defence, unterstrich gegenüber dem 'Handelsblatt' die Notwendigkeit eines neuen europäischen Luftkampfsystems und bekundete die Bereitschaft von Airbus zur Entwicklung. Die Bundesregierung setzt weiterhin auf eine schnelle Einigung mit Frankreich. Thomas Röwekamp (CDU), Vorsitzender des Bundestags-Verteidigungsausschusses, warnte davor, strategische Ziele durch industriepolitische Detailfragen zu gefährden. Alternativ zum FCAS mit Dassault werden in der Luftfahrtindustrie bereits mögliche Kooperationen mit dem britischen Rüstungskonzern BAE Systems oder dem schwedischen Unternehmen Saab diskutiert.

Die andauernden Differenzen im FCAS-Kooperationsprojekt zwischen Airbus und Dassault zeigen einen potenziellen Wendepunkt in der europäischen Rüstungsindustrie. Hintergrund sind unterschiedliche Vorstellungen zu Technologie- und Arbeitsaufteilung sowie Fragen des geistigen Eigentums, die die gemeinsame Entwicklung hemmen. Eine zunehmende Dringlichkeit, auch wegen der sicherheitspolitischen Lage Europas, macht die Einigung besonders wichtig. Mittlerweile erhöhen sich die politischen und wirtschaftlichen Stimmen, die alternative Partnerschaften ins Spiel bringen – ein Weg, der zu einer Umstrukturierung des FCAS-Projekts führen könnte. Die Debatte verdeutlicht zugleich den Spagat zwischen europäischer Souveränität in Verteidigungsfragen und den komplexen Industrieinteressen der beteiligten Länder. Nach aktuellen Recherchen ist das FCAS-Projekt auch weiterhin eines der wichtigsten strategischen Verteidigungsvorhaben Europas. Frankreich betont in jüngsten Presseerklärungen, dass man am Dialog mit Deutschland festhalte, zugleich prüfen beide Seiten die Möglichkeit, einzelne Komponenten voranzutreiben, um nicht komplett auf einen Konsens im Gesamtprojekt warten zu müssen. Aus deutschen Regierungskreisen ist zu hören, dass die Fortsetzung multilateraler Rüstungsvorhaben angesichts äußerer Bedrohung weiterhin höchste Priorität genießt – jedoch wird die Geduld mit dem aktuellen Stillstand geringer.

Schlagwort aus diesem Artikel