Union fordert radikalen Kurswechsel bei Minijobs – Zugespitzte Abschaffung im Gespräch

Stefan Nacke, einflussreicher Vertreter der Arbeitnehmerfraktion der Union, stellt infrage, ob Minijobs ihrer ursprünglichen Intention noch gerecht werden – und verlangt Konsequenzen.

heute 00:06 Uhr | 24 mal gelesen

Stefan Nacke bringt es in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" ziemlich deutlich auf den Punkt: Das Modell Minijob ist für viele Menschen zur Sackgasse geworden, aus der sie kaum noch herauskommen. Ursprünglich als unbürokratische Brücke gedacht – ein paar Stunden Arbeit, etwas dazuverdienen, alles ganz legal. Doch heute? Längst ist daraus ein Nebenschauplatz des Arbeitsmarktes geworden, wie Nacke kritisiert. Branchen wie Gastronomie, Einzelhandel oder Putzdienste greifen verstärkt zu dieser Form der Beschäftigung. Die Folge: Wer jahrelang nur im Minijob bleibt, steuert in Richtung Altersarmut – und das ganz ohne eigenes Verschulden, wie Nacke betont. Er sieht darin nicht etwa einen kleinen Ausrutscher, sondern einen Fehler im System. Das eigentliche soziale Netz werde durch diese Parallelwelt untergraben. Besonders alarmierend: Zwischen sechs und acht Millionen Menschen arbeiten inzwischen in Minijobs. Was einst als Ausnahme begann, ist inzwischen vielerorts der Normalfall. Das gern gepriesene Prinzip "Netto gleich Brutto" klingt zwar für die Beschäftigten angenehm, aber im Großen und Ganzen ist es unsozial – so Nackes Haltung. Die Allgemeinheit springt bei Krankheit, im Alter oder bei Arbeitslosigkeit ein. Am Ende fehlen notwendige Gelder für die Sozialversicherungen, während die Gemeinschaft für die Löcher gerade stehen muss. Nacke fordert deshalb eine Art "Reboot": Minijobs sollen keine Ersatzstruktur für reguläre Jobs werden, sondern auf Schüler und Rentner als Übergangslösung begrenzt werden. Schritt für Schritt, so sein Plan, sollen sie durch richtige Arbeitsverträge ersetzt werden – inklusive Sozialversicherung und Aufstiegschancen.

Stefan Nacke, prominenter Vertreter der Arbeitnehmerschaft innerhalb der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, schlägt vor, die Minijobs in ihrer gegenwärtigen Ausgestaltung fast komplett einzustampfen. Ursprünglich waren Minijobs als unbürokratisches und einfaches Mittel gedacht, um gelegentliche und kleinvolumige Tätigkeiten (besonders im Privaten) legal abzurechnen, haben sich aber inzwischen zu einer Parallelstruktur entwickelt, die laut Nacke reguläre Beschäftigung verdrängt und zu einem Einfallstor für prekäre Arbeitsverhältnisse geworden ist. Die Sozialabgabenfreiheit führe dazu, dass Minijobber kaum geschützt sind und häufig in Altersarmut münden, während die Sozialkassen belastet werden. Stimmen aus Wirtschaft und Politik verdeutlichen, dass Minijobs einerseits Flexibilität bieten, andererseits aber mit Blick auf steigende Lebenshaltungskosten und drohende Altersarmut stark hinterfragt werden müssen. In aktuellen Diskussionen, etwa im Rahmen der Kindergrundsicherung oder Rentenpolitik, tauchen Minijobs regelmäßig als Zankapfel auf. Die Bundestagsdebatte um diese Beschäftigungsform ist in vollem Gange; Reformoptionen reichen von engeren Begrenzungen bis hin zu vollständigen Abschaffungsvorschlägen.

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