Anstieg der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland hält an

Die Zahl der Unternehmenspleiten in Deutschland bleibt hoch – im Vergleich zum Vorjahr ist erneut ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen.

11.09.25 08:21 Uhr | 20 mal gelesen

Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, wurden im August 11,6 Prozent mehr Regelinsolvenzen angemeldet als im gleichen Monat des Vorjahres. Diese Angaben enthalten nur Fälle, bei denen das Insolvenzgericht inzwischen eine erste Entscheidung getroffen hat. Das bedeutet, dass die tatsächlichen Insolvenzanträge meist bereits etwa drei Monate zuvor gestellt wurden. Im ersten Halbjahr 2025 verzeichneten die Amtsgerichte insgesamt 12.009 Firmeninsolvenzen – rund 12,2 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2024. Die daraus entstandenen Forderungen der Gläubiger belaufen sich auf 28,2 Milliarden Euro und fielen damit niedriger aus als im Vorjahreszeitraum, als die Summe noch rund 32,4 Milliarden Euro betrug. Dieser Rückgang ist darauf zurückzuführen, dass im Vorjahr mehr größere Unternehmen Insolvenz anmelden mussten. Im Juni 2025 wurden 1.957 Firmeninsolvenzen angemeldet (+18,4 Prozent gegenüber Juni 2024). Im Durchschnitt entfielen im ersten Halbjahr 2025 auf 10.000 Betriebe in Deutschland 34,6 Insolvenzen. Die Sektoren mit den höchsten Raten waren Verkehr und Lagerei (64,5 Insolvenzen je 10.000 Firmen), das Gastgewerbe (52,7) und das Baugewerbe (52,3). Zudem ist die Zahl der Privatinsolvenzen ebenfalls gestiegen: Im ersten Halbjahr 2025 waren es 38.016 Fälle, ein Plus von 7,5 Prozent gegenüber 2024; im Juni wurde ein Anstieg um 9,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat registriert.

Die anhaltende Zunahme von Unternehmens- und Verbraucherinsolvenzen in Deutschland ist laut Wirtschaftsexperten unter anderem auf die Spätfolgen der Corona-Pandemie, die gestiegenen Energie- und Materialkosten sowie eine anhaltende Konjunkturschwäche zurückzuführen. Besonders kleine und mittelständische Unternehmen kämpfen mit niedrigen Margen und einer schwachen Nachfrage, während auch einige große Firmen unter dem hohen Wettbewerbsdruck und geopolitischen Unsicherheiten leiden. In Branchen wie Handel, Logistik und Bauwirtschaft ist die Situation gegenwärtig besonders angespannt; daneben sorgen bei Verbrauchern Inflation und steigende Lebenshaltungskosten weiter für finanzielle Schwierigkeiten.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

Die Süddeutsche Zeitung analysiert, dass der Mittelstand besonders unter der aktuellen Insolvenzwelle leidet: Viele kleine Betriebe sind durch gestiegene Energiekosten, Fachkräftemangel und gesunkene Nachfrage in eine wirtschaftliche Schieflage geraten und sehen sich zu Insolvenzanträgen gezwungen. Die Entwicklung spotte der Hoffnung, mit staatlichen Hilfen und Konjunkturimpulsen zahlreicher Unternehmen zu retten, und lasse Sorgen um nachhaltige Arbeitsplätze wachsen (Quelle: Süddeutsche Zeitung).

Laut Spiegel ist ein Grund für den Anstieg der Insolvenzen auch die nachlassende Nachfrage im Exportgeschäft: Deutsche Firmen erhalten weniger Aufträge aus dem Ausland, was vor allem den Maschinenbau und die Industrie betrifft. Die Experten warnen deshalb vor einer weiteren Zunahme der Insolvenzen zum Jahresende, sollten sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht bald verbessern (Quelle: Spiegel).

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet ausführlich über die Rolle der Verbraucherinsolvenzen und hebt hervor, dass überschuldete Verbraucher immer häufiger Insolvenz anmelden, weil sie durch gestiegene Lebenshaltungs- und Mietkosten finanziell überfordert sind. Besonders durch auslaufende Corona-Sonderregelungen und die hohe Inflation haben viele Menschen ihre Rücklagen erschöpft, was zu einer Welle neuer Insolvenzanträge führt (Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung).

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