Auseinanderklaffende Lohnschere zwischen Ost- und Westdeutschland setzt sich fort

Mehr als drei Jahrzehnte nach der deutschen Einheit driftet das Lohnniveau zwischen den alten und neuen Bundesländern wieder weiter auseinander: Ostdeutsche Vollzeitbeschäftigte verdienen über 13.000 Euro brutto pro Jahr weniger als ihre westdeutschen Kollegen – ein Unterschied von 21 Prozent.

31.08.25 00:02 Uhr | 68 mal gelesen

Nach aktuellen Angaben des Statistischen Bundesamts, die durch eine Anfrage des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) bekannt wurden und über die das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtete, steigen zwar die Durchschnittslöhne in Deutschland insgesamt, allerdings weitet sich der Einkommensabstand zwischen Ost und West weiter aus. Während 2023 das durchschnittliche Bruttojahreseinkommen für westdeutsche Vollzeitarbeitnehmer bei 60.798 Euro und im Osten bei 48.023 Euro lag, betrug der Abstand bereits beachtliche 12.775 Euro. Im Jahr 2024 stiegen die Werte auf 63.999 Euro im Westen und 50.625 Euro im Osten, was nun einen Lohnunterschied von 13.375 Euro bedeutet. Besonders gering sind die Löhne in Sachsen-Anhalt (46.708 Euro) und Thüringen (46.720 Euro), am oberen Ende stehen Hessen (62.915 Euro) und Hamburg (62.517 Euro). Sahra Wagenknecht kritisierte, dass trotz steigender Preise und Inflation die Löhne in Deutschland insgesamt zu niedrig seien und forderte gezielte Verbesserungen – durch höhere Einkommen, eine Entlastung bei Steuern sowie bei Sozialabgaben besonders für Bezieher kleinerer und mittlerer Einkommen.

Die Kluft zwischen den Bruttolöhnen von Ost- und Westdeutschen vergrößert sich weiter, auch wenn beide Regionen nach Zahlen des Statistischen Bundesamts im Jahr 2024 höhere Durchschnittslöhne als im Vorjahr verzeichneten. Niedrigere Löhne und höhere Belastungen durch Inflation bedeuten, dass ostdeutsche Arbeitnehmer weiterhin spürbar schlechter gestellt sind als ihre westdeutschen Kollegen. Weltweit ist Einkommensungleichheit ein zentral diskutiertes Thema, wobei ökonomische, strukturelle und politische Ursachen zusammenkommen; ähnlich wie in Deutschland hat auch Großbritannien mit regional unterschiedlich entwickelten Wirtschaftsräumen zu kämpfen und fordert Maßnahmen zur gezielten Förderung benachteiligter Gebiete. Verantwortlich für die weiterhin bestehende Differenz werden unter anderem die im Osten überdurchschnittlich hohe Zahl an Betrieben ohne Tarifbindung, weniger Konzernzentralen sowie ein geringer Anteil an forschungsintensiven Industrien genannt. Zahlreiche Gewerkschaften und Verbände fordern stärkeren Tarifschutz, gezielte Investitionen in Infrastruktur und Bildung sowie Ansiedlungen von Industriebetrieben in Ostdeutschland als effizienteste Wege zur Angleichung der Einkommen.

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