Der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege, äußerte am Montag in Berlin Zweifel an der Entschlossenheit der Bundesregierung bezüglich der anstehenden Bahnreform. Flege bezeichnete das Jahr 2027 als „entscheidend“ für den Schienenverkehr, da dann zentrale Maßnahmen wie die Trassenpreisreform und der Infrastrukturplan umgesetzt werden sollen. Allerdings mangele es bislang an einer klaren Strategie und verbindlichen Zielsetzungen. Während von der Deutschen Bahn ambitionierte Forderungen gestellt würden, fehle es bei den Regierungsplänen an konkreten Zeitvorgaben. Flege appellierte daher, die Bahnstrategie noch in diesem Jahr zu vervollständigen und maximal bis Anfang 2027 zu finalisieren. Auch das von Minister Schnieder formulierte Ziel, die Pünktlichkeit im Fernverkehr 2029 auf 70 Prozent zu steigern, kritisierte Flege als wenig ambitioniert, wenn auch angesichts der langjährigen Vernachlässigung der Infrastruktur realistisch. Der notwendige Ausbau führe zwangsläufig zu Beeinträchtigungen, dennoch dürfe die Umsetzung der Strategie jetzt nicht länger verzögert werden.
Fachverbände und Branchenexperten fordern eine ambitioniertere und verbindlichere Strategie der Bundesregierung zur Reform des Bahnsektors. Insbesondere bemängeln sie schwammige Zeitvorgaben und nicht ausreichend definierte Ziele im aktuellen Reformprozess. Die Herausforderungen liegen vor allem im gleichzeitigen Ausbau und der gleichbleibenden Servicequalität des Netzes, wofür bislang konkrete Pläne fehlen. Neue Recherchen zeigen, dass die Qualität und Pünktlichkeit im Fernverkehr wiederholt im Zentrum der Kritik steht. Laut Medienberichten hat DB-Chef Richard Lutz jüngst vor noch längeren Bauzeiten und Streckensperrungen in den kommenden Jahren gewarnt, während die Verkehrsgewerkschaften mehr Finanzierung für Personal und Infrastruktur fordern. Auch im internationalen Vergleich bleibt Deutschland bei der Schienenmodernisierung im Rückstand, da andere Länder schneller und entschlossener investieren.