"Wir wollen sozial akzeptable Lösungen finden, aber wenn komplette Standorte geschlossen werden müssen, lassen sich betriebsbedingte Kündigungen nicht vermeiden", teilte Arbeitsdirektor Stefan Grosch der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" mit. Die Produktion erfolge dort, wo die Kunden dies erwarteten, wobei Zölle zunehmend entscheidend seien und Produktionsverlagerungen somit nicht ausgeschlossen werden könnten.
Bosch, der weltweit führende Automobilzulieferer, hatte vergangenen Donnerstag beschlossen, bis 2030 in der Sparte Mobilität weitere 13.000 Arbeitsplätze zu streichen. Insgesamt reduziert das Unternehmen damit in diesem Sektor fast 22.000 Stellen, was vor allem die deutschen Standorte betrifft, an denen Ende 2023 noch etwa 70.000 Mitarbeiter beschäftigt waren.
Grosch betonte, dass angesichts des verschärften internationalen Wettbewerbs und verzögerter Bestellungen im Bereich Elektromobilität und automatisiertes Fahren keine Zeit mehr zum Zögern bleibe. Den Vorwurf, man habe das wahre Ausmaß der wirtschaftlichen Lage zu spät veröffentlicht, wies Grosch zurück. Er stellte klar, dass Bosch gemäß den Anforderungen der verschiedenen Unternehmensbereiche handele und den Beschäftigten die Dringlichkeit vermittle, Standorte wettbewerbsfähig zu halten.
Die bis Ende 2027 bestehende Beschäftigungssicherung für die deutsche Mobilitätssparte bleibt laut Grosch bestehen. Die Zusammenarbeit mit dem Gesamtbetriebsrat laufe weiterhin vertrauensvoll. Gleichzeitig müssten sich die Mitarbeiter auf einen tiefgreifenden Wandel einstellen: Während der Bereich Elektronik und Software wachse, nehme der Beschäftigtenbedarf im Vergleich zu klassischen Antrieben ab. Die Innovationsschwerpunkte verlagerten sich außerdem nach Asien, insbesondere China, wodurch höchste Anstrengungen zur Stärkung der eigenen Innovationskraft gefragt seien.
Bosch sieht sich gezwungen, im Zuge der laufenden Transformation in der Mobilitätsbranche tiefgreifende Maßnahmen zu ergreifen, darunter Stellenabbau, Standortschließungen und umfassende Umstrukturierungen. Gründe hierfür sind vor allem der intensive internationale Wettbewerb, verschobene Investitionen in Elektromobilität und automatisiertes Fahren sowie eine Verlagerung der Innovationsführerschaft nach China. Das Unternehmen hält dennoch an bestehenden Vereinbarungen zur Beschäftigungssicherung bis 2027 fest und setzt auf einen konstruktiven Dialog mit dem Betriebsrat. Aktuelle Recherchen zeigen, dass auch andere deutsche Automobilzulieferer und Industriefirmen derzeit mit ähnlichen Herausforderungen kämpfen: Tarifverhandlungen und geplante Investitionen prägen die aktuellen Diskussionen in der gesamten Branche. Laut aktuellen Medienberichten gibt es in mehreren Unternehmen Debatten über Betriebsverlagerungen nach Osteuropa oder Asien, um Kosten zu senken und wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Gesamtbranche erlebte im ersten Quartal 2024 einen leichten Rückgang der Industrieproduktion, insbesondere im Automobilsektor, und Experten erwarten, dass sich der Strukturwandel weiter beschleunigt. Viele Unternehmen setzen auf Fortbildung und Qualifizierung, um Mitarbeitern den Wechsel zu neuen Aufgabenfeldern etwa in Digitalisierung und Elektromobilität zu ermöglichen.