Brantner sieht in neuer US-Sicherheitsstrategie eine Chance für Europa

Die jüngst veröffentlichte Sicherheitsstrategie aus den USA sorgt zwar für Kontroversen; Franziska Brantner von den Grünen erkennt darin jedoch eine Gelegenheit für Europa, selbstbewusster eigene Wege zu beschreiten.

07.12.25 16:22 Uhr | 23 mal gelesen

"Gerade jetzt kann Europa tatsächlich seine eigene Richtung einschlagen. Wir dürfen diesen Moment nicht einfach verstreichen lassen", äußerte Brantner gegenüber den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Es ist spürbar: Die Rollenverteilung zwischen den USA und Europa verändert sich rasant; Brantner sieht darin ein Signal, nicht länger zu zaudern. Stattdessen sollten Länder der EU mehr Souveränität entwickeln. Sie bringt es konkret auf den Punkt: Nur wenn Europa in digitale Netze, entscheidende Rohstoffe und eine engere Zusammenarbeit in Verteidigungsfragen investiert, kann der Kontinent eigenständiger agieren. Das sei eine Aufgabe, die insbesondere die Bundesregierung nicht ignorieren dürfe. Indes zeichnet CDU-Verteidigungsexperte Kiesewetter ein abgekühltes Bild: In seinen Augen sind die Vereinigten Staaten unter Präsident Trump viel nüchterner – und stellen eher die eigenen Profite in den Vordergrund als gemeinsame Werte. "Die Phase, in der wir uns auf diese transatlantische Partnerschaft bequem verlassen konnten, ist vorbei", so Kiesewetter. Jetzt müsse Europa rasch, quasi ohne Umwege, stärker werden – wirtschaftlich und militärisch. Sonst laufe der Kontinent Gefahr, nur noch als Spielfigur zwischen Washington, Moskau und Peking zu dienen, sagt er ziemlich direkt. Die neue Sicherheitsstrategie aus dem Weißen Haus, die erst ganz frisch veröffentlicht wurde, sieht Europa mit düsteren Tönen: Der Kontinent würde sozial und zivilisatorisch schwächeln, so der Tenor. Die NATO spielt, laut amerikanischer Einschätzung, nur noch eine Nebenrolle – und die EU erscheint aus Washingtoner Perspektive inzwischen geradezu als Rivalin. Schon ein harter Tobak, oder?

Franziska Brantner (Bündnis 90/Die Grünen) betont, dass die veränderten transatlantischen Beziehungen für Europa nicht nur eine Herausforderung, sondern vor allem eine historische Gelegenheit bedeuten: Es liegt nun mehr an den Europäern selbst, die Zukunft des Kontinents zu gestalten – sei es mit einer gestärkten digitalen Infrastruktur, unabhängigeren Lieferketten oder einer verteidigungspolitischen Zusammenarbeit. Die neue US-Sicherheitsstrategie, die Europas Rolle abwertet und die NATO kaum mehr würdigt, ist nach Ansicht von Experten Ausdruck eines Paradigmenwechsels in der US-Außenpolitik unter Donald Trump, bei der nationale Wirtschaftsinteressen Priorität haben. Brantner und Kiesewetter sehen darin übereinstimmend ein Signal: Europa muss sich schleunigst von der Phase der sicherheitspolitischen Bequemlichkeit verabschieden; ein erstarktes, geeintes Europa ist angesichts geopolitischer Unsicherheiten nötiger denn je. Ergänzend zeigen aktuelle Berichte, dass in Brüssel und Berlin intensiv über die enge Kooperation im Verteidigungsbereich diskutiert wird, während der Bundeskanzler jüngst erneut bekräftigte, dass Deutschland und Frankreich bereit sind, gemeinsam die Führungsrolle für eine souveränere EU zu übernehmen. Zudem wird in europäischen Regierungszentralen der Aufbau widerstandsfähigerer digitaler Infrastrukturen debattiert, um Abhängigkeiten von US-Unternehmen zu verringern. Gleichzeitig weisen Politologen darauf hin, dass die öffentliche Debatte in den USA die Rolle Europas zunehmend kritisch betrachtet, wobei sich die US-Regierung in internationalen Organisationen weiter zurückzieht.

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