Wie so oft bei Rüstungsprojekten, ist Geduld gefragt: Die restlichen Bestandteile des Patriot-Systems werden noch auf sich warten lassen. Erst in den kommenden Jahren ergänzen sie dann sukzessive den Bestand der Luftwaffe – kein großes mediales Spektakel, sondern eher ein leises Rüsten. Interessant ist das Finanzierungsmodell: Die Summe stammt aus verschiedenen Töpfen, darunter auch aus dem sogenannten Einzelplan 60, der speziell für Ersatzanschaffungen nach militärischen Hilfen – wie für die Ukraine – vorgesehen ist. Die Bundeswehr selbst hatte ja bereits einige eigene Patriots an Kiew abgegeben, um die bedrängte Bevölkerung und kritische Infrastruktur vor Angriffen, besonders aus der Luft, zu schützen.
Die neuen Systeme sollen also abzüglich dieser Abgaben wieder für Ausgleich sorgen und die verbliebenen deutschen Verteidigungsmöglichkeiten stärken. Was das Patriot-System ausmacht? Es handelt sich um eine modulare, mobile Einheit zur Luftabwehr – spezialisiert auf den Schutz vor Drohnen, Flugzeugen, ballistischen und Marschflugkörpern. Vom hochentwickelten Radar über die flexible Startanlage ('Launcher'), von der Stromversorgung bis hin zum ausgefeilten Feuerleitstand: Alles muss verzahnt zusammenspielen. Das Radar tastet elektronisch den Luftraum ab, meldet potenzielle Bedrohungen, die von den Rechnern vorgefiltert werden – final entscheiden allerdings immer noch die Soldatinnen und Soldaten per Hand, ob und wie reagiert wird.
Was selten erwähnt wird (aber doch irgendwie faszinierend ist): Dieser Mix aus Hightech und menschlicher Instinkt entscheidet darüber, ob ein Raketenabwehrsystem in der Stunde der Wahrheit funktioniert. Manchmal, in solchen Momenten technischer Aufrüstung, frage ich mich, ob wir überhaupt im selben Tempo mitdenken wie wir aufrüsten. Wie schnell Technik unser Sicherheitsgefühl beeinflusst – und manchmal auch trügerisch beruhigt.
Anfang dieser Woche übernahm die Bundeswehr erstmals neue Komponenten des US-Patriot-Systems zur Stärkung der deutschen und Bündnis-Luftverteidigung. Besonders brisant: Die neuen Systeme dienen nicht nur als Ersatz für jene, die an die Ukraine geliefert wurden, sondern ergänzen auch das Luftabwehrnetz in Anbetracht der verschärften Sicherheitslage in Europa. Laut aktuellen Medienberichten setzen Bundesregierung und Bundeswehr weiterhin auf eine Mischung aus Sondervermögen, regulärem Etat und gezielten Einzelplänen, um die Verteidigungsfähigkeiten – auch angesichts wachsender Bedrohungen etwa durch Hyperschallwaffen und Drohnenschwärme – kontinuierlich zu modernisieren. Zusätzlich diskutieren Militärexperten aktuell, dass die Integration westlicher Luftverteidigungssysteme in Europa, einschließlich Deutschlands, als Gegengewicht zu russischen Marschflugkörpern und Drohnentechnologien immer wichtiger wird.
Zudem gibt es in der öffentlichen Debatte (z. B. in der Süddeutschen und der ZEIT) zunehmend Stimmen, die auf die Abhängigkeit von US-Technologie und Schwächen bei der eigenständigen europäischen Rüstungsindustrie hinweisen. Immer öfter taucht auch der Aspekt auf, wie langwierig die Beschaffung hochmoderner Komponenten in der Praxis ist – und wie stark logistische Hürden oder politische Überlegungen (beispielsweise die erneute Weitergabe von Systemen an Partner wie die Ukraine) die tatsächliche Einsatzbereitschaft beeinflussen können. Ein frischer Impuls: Politisch wird derzeit auch über verstärkte europäische Kooperation beziehungsweise gemeinsame Beschaffungsinitiativen für Luftverteidigung debattiert, was langfristig Deutschlands Rolle in der NATO und darüber hinaus beeinflussen könnte.