Manchmal läuft es eben so: Plötzlich wandern ganze Abteilungen – oder gleich halbe Produktionen – über die Landesgrenzen. Das Statistische Bundesamt hat am Mittwoch Zahlen veröffentlicht, die das Ausmaß solcher Verlagerungen zeigen – und die Zahlen klingen erstmal ziemlich nüchtern, stecken aber voller Konsequenzen. Rund 2,2 Prozent aller Firmen mit mindestens 50 Beschäftigten haben in den letzten drei Jahren Geschäfte, Produktion oder zumindest einen Teil davon ins Ausland verlegt. Insgesamt führte das laut den Angaben der Unternehmen zu einem Abbau von über 71.000 Stellen in Deutschland – und das ist schon ein ordentlicher Brocken.
Allerdings wurden auch etwa 20.300 neue Stellen geschaffen – manche Bereiche wurden einfach verlagert oder es entstanden durch Kosteneinsparungen Spielräume für neue Jobs. Unterm Strich bleiben trotzdem rund 50.800 Stellen auf der Strecke. Am deutlichsten waren die Verluste, wenig überraschend, in der Produktion: 26.100 Jobs weggefallen, gerade einmal 5.000 neu geschaffen. Der Löwenanteil der Unternehmen dieser Größe, fast 60 Prozent, ist ohnehin längst in grenzüberschreitende Lieferketten eingespannt oder beliefert Kunden im Ausland.
Die Mehrheit der Umzüge verlief ins EU-Ausland – 900 Betriebe gaben das an. 700 strebten zu Standorten außerhalb der EU. Warum das Ganze? Vor allem wurden Einsparungen beim Lohn angeführt. Drei von vier Unternehmen nannten genau das als Hauptgrund, aber auch strategische Entscheidungen auf Konzernleitungsebene und andere Kosten spielten eine Rolle. Nicht zu vergessen: Fast 40 Prozent der Betriebe verwiesen auf den Fachkräftemangel in Deutschland. Aber klar, ganz ohne Stolpersteine ist das alles auch nicht: Rechtliche Hürden, Steuersorgen und die Angst, dass der Aufwand am Ende alles doch nicht lohnt, tauchten häufig als Bedenken auf.
Das Bild, das dabei entsteht, ist alles andere als eindeutig. Einerseits begegnen wir hier eiskalter Kostenrechnung, andererseits machen sich die Unternehmen die Entscheidung offenbar nicht einfach. Und man fragt sich schon manchmal, ob am Ende in der Spirale Kostendruck gegen Standortattraktivität nicht auf beiden Seiten viel mehr auf dem Spiel steht als nur ein paar Prozent auf der Statistik.
Zwischen 2021 und 2023 haben rund 1.300 größere deutsche Unternehmen Geschäftsbereiche ins Ausland verlagert. Dabei gingen unterm Strich über 50.000 Arbeitsplätze verloren, wobei der größte Teil des Stellenabbaus auf die Produktion entfiel. Meist bewegten sich die Unternehmen innerhalb der EU, aber Fachkräftemangel, Lohnkosten und Konzernentscheidungen wurden ebenfalls als Hauptgründe für die Verlagerungen angegeben.
Beim Blick in die aktuelle Berichterstattung zeigt sich: In vielen Branchen herrscht weiterhin große Unsicherheit bezüglich Energiekosten und Fachkräftebedarf, was den Druck auf deutsche Standorte erhöht. Diskussionen um den Industriestandort Deutschland drehen sich zunehmend um Wettbewerbsfähigkeit und die Notwendigkeit politischer Reformen, um Abwanderung zu stoppen. Gleichzeitig gibt es Stimmen, die vor den langfristigen Folgen für Innovationsfähigkeit und gesellschaftlichen Zusammenhalt warnen, wenn zu viele Unternehmen ins Ausland gehen.