Europa auf Spurensuche – Ein Kontinent zwischen Erinnerung und Zukunft

Was bleibt von Europa, jenseits der großen Worte? In seinem neuen Film 'Das Lied der Anderen' folgt Vadim Jendreyko Menschen und Geschichten quer durch den Kontinent. Die 3sat-Dokumentation läuft am 24. November 2025 um 23:05 Uhr und ist bereits jetzt in der Mediathek abrufbar.

heute 10:57 Uhr | 17 mal gelesen

Kreiseln wir Europäer wirklich immer nur um die gleichen Fragen – um Kriege, Mauern, Grenzen? So beginnt Vadim Jendreyko seinen ganz und gar nicht gewöhnlichen Streifzug durch ein Europa voller Narben und Hoffnungen. Da trifft man zum Beispiel in Belgien auf einen Minenräumer, der mit Geduld und einer Prise Fatalismus Granaten aus dem Boden holt – Überbleibsel des Ersten Weltkriegs, die irgendwie nie richtig verschwunden sind. Das Bild ist stark. Und es zieht sich durch, denn von der Grabenerde Belgiens nach Griechenland zu den Ausläufern der ersten Demokratie, begegnet Jendreyko immer wieder Menschen, die an ganz alten, scheinbar vergessenen Fäden zupfen. Die Minoische Kultur etwa fasziniert besonders: Gesellschaft ohne Mauern, so wird erzählt. Klingt utopisch, aber wer weiß? Im Laufe des Films weben sich die Erzählungen zusammen – nicht perfekt, absichtlich verwoben. Eine Dirigentin in Sarajevo, ein serbischer General oder ein polnischer Vogelkenner im Urwald – sie alle machen Europa greifbar, vielstimmig und widersprüchlich. Es sind diese feineren, leisen Zwischentöne, die überzeugender wirken als jede Parlamentsdebatte. Ein bisschen Melancholie schwingt mit, aber auch Hoffnung. Vielleicht ist das die eigentliche Botschaft: Europa ist nie fertig, es bleibt eine Suche.

Der Dokumentarfilm 'Das Lied der Anderen' von Vadim Jendreyko geht der Frage nach, wie Vergangenheit und Zukunft in Europa miteinander verknüpft sind. Anhand von Begegnungen mit Menschen verschiedenster Herkunft – vom Minenräumer bis zur Wissenschaftlerin – entsteht ein multiperspektivisches Bild von Europa als unvollendetem Projekt. Auch in aktuellen Medien findet das Thema Europa Anklang: In den letzten zwei Tagen berichtete etwa die Süddeutsche Zeitung ausführlich über neue Initiativen im europäischen Bildungswesen und die Herausforderungen der Migration, während die taz die wachsende politische Fragmentierung und den Aufstieg rechtspopulistischer Bewegungen kritisch diskutierte. Zeit Online befasste sich damit, wie Erinnerungsorte – etwa ehemalige Schlachtfelder – heute als Lernorte für Verständigung genutzt werden (Quellen: siehe Erweiterung). Zusammengefasst: Europas Identität wird weiterhin neu verhandelt – auf der großen Bühne genauso wie im Alltag der Menschen.

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