Deutschland kommt beim Schutz vor Gewalt gegen Frauen kaum voran – Zonta warnt vor Versäumnissen bei Istanbul-Konvention

Berlin – Der jüngste Bericht der Bundesregierung an GREVIO zeigt deutlich: Die Maßnahmen zum Schutz von Frauen vor Gewalt greifen weiter viel zu kurz. Obwohl es mittlerweile Gesetze, Anlaufstellen und Förderungen gibt, fehlt es weiterhin an Schutzplätzen, Vernetzung und ausreichender Finanzierung – und die Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern und Ressorts bleibt ein Flickwerk.

heute 10:10 Uhr | 13 mal gelesen

Vor sechs Jahren trat die Istanbul-Konvention in Deutschland in Kraft. Ein eigentlich starkes Signal: Gewalt gegen Frauen sollte umfassend bekämpft, Betroffene geschützt und Täter konsequent verfolgt werden. Doch Stand heute? Die Bilanz ist enttäuschend. Die Bundesregierung hat im aktuellen Bericht für den Europarat offengelegt, dass man sowohl beim Schutz wie auch bei Präventionsmaßnahmen eklatant hinter den Anforderungen zurückbleibt. Erst seit dem Frühjahr 2025 gibt es im Familienministerium eine Koordinierungsstelle – aber von echter ressortübergreifender Zusammenarbeit ist wenig zu spüren. Es greift das alte Problem: Die gut gemeinten Programme und Hilfsangebote bleiben oft Stückwerk. Besonders schmerzhaft: Immer noch fehlen deutschlandweit Tausende Schutzplätze, die Prävention ist nur spärlich mit Ressourcen versorgt, und für viele Betroffene – darunter Frauen mit Behinderung oder mit unsicherem Aufenthaltsstatus – sind die Hürden hoch. Die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit wächst, was nicht zuletzt von Expertinnen wie Susanne von Bassewitz (Zonta) und Antje Buch immer wieder kritisiert wird. Das neue Gewalthilfegesetz bringt zwar einen Rechtsanspruch auf Schutz, aber dieser wird erst 2032 Realität – und viele Gruppen bleiben außen vor. Gerade in ländlichen Räumen fehlen Schutzmöglichkeiten. Im Gesamtbild entsteht so der Eindruck eines nicht enden wollenden Flickenteppichs. Spürbar wird das Versäumnis auch im Alltag: Pflanzen sich Gewaltstrukturen erst einmal fort, sind die gesellschaftlichen – und übrigens auch ökonomischen – Schäden immens. Allein 2024 stiegen die Fälle häuslicher Gewalt wieder deutlich an; digitale Übergriffe nehmen zusätzlich zu, wie jüngste Studien unter politisch engagierten Frauen zeigen. Zonta und weitere Organisationen drängen daher besonders auf den frühzeitigen Einsatz von Prävention, mehr Ressourcen für Täterarbeit und klare, länderübergreifende Strategien. Die Kosten geschlechtsspezifischer Gewalt beziffert das EIGE für Deutschland auf jährlich über 45 Milliarden Euro. Diese Summe wirkt erschlagend – und sie erzählt vom Scheitern nicht nur einer politischen Mission, sondern auch von verschleppten Chancen menschlichen Zusammenlebens.

Der aktuelle Staatenbericht Deutschlands zeigt: Die Umsetzung der Istanbul-Konvention bleibt Stückwerk, gravierende Lücken bestehen insbesondere bei Schutzangebot und Prävention. Ein Grundproblem ist der Mangel an Schutzräumen, gerade in ländlichen Regionen, während Präventionsmaßnahmen und Täterprogramme zu wenig Unterstützung finden. Besonders alarmierend: Digitale Gewalt nimmt rasant zu, gerade politisch aktive Frauen sehen sich so regelmäßig Angriffen ausgesetzt. Die ökonomischen Kosten geschlechtsspezifischer Gewalt erreichen bundesweit jedes Jahr mehr als 45 Milliarden Euro – ein Befund, der die Dringlichkeit unterstreicht. Laut Recherchen der letzten 48 Stunden stellt die FAZ fest, dass die Zahl der Opfer häuslicher Gewalt bundesweit weiter steigt und ein umfassendes Präventionskonzept noch immer fehlt (Quelle: [FAZ](https://www.faz.net)). Die ZEIT berichtet unterdessen von neuen Forderungen der Länder nach mehr finanzieller Unterstützung durch den Bund, um Schutzräume auszubauen und Beratungsstellen zu sichern (Quelle: [Zeit](https://www.zeit.de)). Die Süddeutsche beleuchtet, wie fehlende Schulungen für Polizei und Justiz den Schutzbedarf zusätzlich erschweren und präventive Programme bislang häufig an mangelnder Finanzierung scheitern (Quelle: [Süddeutsche](https://www.sueddeutsche.de)).

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