Jetzt mal ehrlich: Wie lange lässt sich unser Gesundheitssystem noch durchwursteln, bevor es an seine Grenzen knallt? Gerald Gaß, Vorstand der DKG, bringt es im Gespräch mit der Bild auf den Punkt – aus seiner Sicht kann es nicht mehr so weitergehen. Die Zuzahlung für einen Tag im Krankenhaus, derzeit zehn Euro, sei nicht mehr zeitgemäß und sollte auf 20 Euro angehoben werden. Auch bei den Notaufnahmen sieht Gaß dringenden Handlungsbedarf: Wer künftig ohne vorherigen Kontakt mit der Leitstelle und ohne echte Dringlichkeit im Krankenhaus auftaucht, solle dafür eine Gebühr von 30 bis 40 Euro zahlen. Man kann uneins sein, ob so ein Vorschlag die richtige Besserungsmaßnahme ist – oder eher ein Abschreckungsschild, um Menschen von der 'falschen' Nutzung des Systems abzuhalten.
Dabei bleibt es aber nicht: Als Teil einer breit angelegten Gesundheitsreform fordert Gaß, die Flut an bürokratischen Vorschriften in Kliniken einzudämmen sowie den Fokus verstärkt auf Vorbeugung zu legen. Besonders in Kindergärten und Schulen müsse man laut Gaß mehr Bewegung und Aufklärung zu gesunder Ernährung bringen. Und: Eine Zuckersteuer müsse her, nicht als Schikane, sondern um die immer weiter steigende Zahl übergewichtiger Menschen endlich einzudämmen. Die Debatte ist nicht neu, sie kocht in schöner Regelmäßigkeit hoch – aber diesmal spürt man: Der Druck auf das System wächst.
Der Vorstoß der Deutschen Krankenhausgesellschaft, wie ihn DKG-Chef Gerald Gaß äußert, kommt in einer Phase, in der das Gesundheitssystem an finanziellen und strukturellen Problemen leidet. Die vorgeschlagene Verdopplung der Krankenhauszuzahlung auf 20 Euro pro Tag sowie die Gebühr von bis zu 40 Euro für ungesteuerte Notfallbesuche sollen nicht nur die Kassen entlasten, sondern auch Patienten zu verantwortungsvollem Verhalten animieren. Allerdings stoßen diese Ideen auf Kritik, insbesondere von Sozialverbänden, die auf die Gefahr der sozialen Ausgrenzung und den drohenden Rückzug von Menschen aus der medizinischen Versorgung hinweisen. Ganz aktuell warnen auch andere Akteure wie der Paritätische Wohlfahrtsverband vor einer weiteren Belastung von Menschen mit geringem Einkommen, denn viele Patienten könnten aus Angst vor Kosten auf notwendige Behandlungen verzichten, was gerade bei Notfällen fatale Folgen hätte. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat sich laut letzten Pressemitteilungen zurückhaltend zu den Vorschlägen geäußert und betont, dass die strukturelle Unterfinanzierung der Krankenhäuser nicht allein durch höhere Zuzahlungen zu lösen sei. Auch wird über alternative Modelle diskutiert, wie etwa eine zielgerichtetere Patientensteuerung oder mehr Investitionen in digitale Gesundheitsdienste.