Eisklänge und Schamanenreisen – Lera Auerbach bringt die Arktis nach Leipzig

Am 7. November öffnet sich in Leipzig ein besonderer Klangraum: Lera Auerbachs "Flights of the Angakok" feiert dort ihre Deutschlandpremiere. Im MDR-Studio am Augustusplatz verflechten Chorgesang, bizarre Klanginstrumente und die Leitung der Komponistin selbst die Magie und Spiritualität der Arktis. Neben dem MDR-Rundfunkchor werden ungewöhnliche Instrumente wie Eistrommeln und das Theremin zum Leben erweckt – und das Konzert wird später auch im Radio und online zu erleben sein.

heute 12:58 Uhr | 17 mal gelesen

Wer je dem faszinierenden Sog der Arktis erlegen ist – magischer Winterhimmel, endlose Weite und eine Stille, die lauter sein kann als ein Orchester – den könnte "Flights of the Angakok" von Lera Auerbach tief berühren. Ihre Komposition, vor einem Jahr erstmals in Amsterdam gespielt, erzählt von einer Reise der arktischen Schamanen: Sie durchqueren mit Unterstützung von Geistern fünf Formen des Bewusstseins und ganze neun Zeitzonen, um zur Meeresgöttin Sedna zu gelangen. Im Mittelpunkt: der Pianist Lorenzo Soulès als musikalischer Seher; der MDR-Rundfunkchor haucht der Geisterwelt Stimme ein, und Spezialinstrumente lassen Naturkräfte hörbar werden. Ein bisschen fühlt es sich an wie ein Hörspaziergang durch Wind, Meer und Eis – Sea Drums, Waterphones, Eistrommeln und so weiter sorgen für eine klangliche Expedition ins Herz des Nordens. Der Text des Werks besteht aus Original-Liedern und Beschwörungsformeln aus den Arktisregionen, gesungen in verschwindenden Dialekten – und für den Chor auch eine Sprachreise ins Ungeahnte. Apropos: Das Konzert gibt es nicht nur live, es wird am 25. November im Radio auf MDR Klassik übertragen und ist dauerhaft online verfügbar. Wer Lust hat, kann also noch nachträglich in diese Klangwelt eintauchen.

Lera Auerbachs Werk 'Flights of the Angakok' bringt die spirituelle Tradition der Arktis in die Gegenwart und konfrontiert das Publikum mit einer Klangwelt, die von Eis, Wind und alten Mythen erzählt. Neben der beeindruckenden Instrumentierung – darunter eigens gefertigte Eistrommeln – nutzt das Stück Originaltexte aus den Sprachen der Inuit und lenkt so den Blick auf kulturelle Vielfalt und deren Bedrohung durch den Klimawandel. Die Uraufführung in Deutschland hebt außerdem die Bedeutung der Neuen Musik im Diskurs über kulturelle Erinnerung und Naturschutz hervor. Erweiterte Recherche: Lera Auerbach ist bekannt für ihr Engagement, kulturelle Identitäten und Bedrohungen durch Umweltveränderungen musikalisch zu thematisieren. Die Bedeutung des Werks wird auch durch aktuelle Berichte gestützt, die warnen, dass indigene Sprachen und Traditionen der Arktis zunehmend verloren gehen – zahlreiche Leitmedien wie Die Zeit oder Süddeutsche berichten über die Risiken des Klimawandels für indigene Gemeinschaften. Darüber hinaus verschärft sich aktuell die Lage für viele Künstler*innen, die sich für kulturelle Vielfalt und Nachhaltigkeit stark machen; diese Entwicklung spiegelt auch Auerbachs Kunst wider.

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