Donnerstagmittag. Florenz – die Schatten der letzten Ratssitzung noch frisch. Wieder einmal hat die EZB entschieden, an den Leitzinsen nicht zu rütteln: Die Sätze für Einlagefazilität, Hauptrefinanzierung und Spitzenrefinanzierung verbleiben auf ihren bisherigen Marken: 2,00 Prozent, 2,15 Prozent und 2,40 Prozent.
Wer hofft, dass damit bald Bewegung in die Märkte kommt, dürfte wohl enttäuscht sein. Die Inflation? Bewegt sich bislang relativ brav rund um das mittelfristige Ziel, heißt es trocken. Offenbar reichen die bisherigen Zinssenkungen sowie robuste Arbeitsmärkte und stabile Privatfinanzen aus, um auf Wachstumskurs zu bleiben.
Aber – und das klang fast wie ein müder Seufzer – Unsicherheiten kleben weiterhin wie Kaugummi am globalen Ausblick: Handelsstreitigkeiten, kriselnde Geopolitik, all das macht die Glaskugel trübe. Was die EZB eigentlich sagen will: Wir beobachten weiter, wir reagieren flexibel, aber sicher sind wir uns auch nicht. Zinsschritte? Werden von den Daten abhängen – und Tag für Tag neu abgewogen. Festlegen auf einen Fahrplan? Fehlanzeige. Glaubt man den knappen Ausführungen, heißt es weiterhin: abwarten und Tee trinken. Oder vielleicht auch Espresso – nach Florenzer Art.
Die EZB setzt seit mehreren Monaten auf eine geldpolitische Zinspause und hält ihre Leitzinsen stabil – für Experten ein Signal, dass sie an ihrem vorsichtigen Kurs trotz unsicherer wirtschaftlicher Perspektiven festhält. Angesichts stabilisierter – wenn auch immer noch empfindlicher – Inflationsraten bleibt die Notenbank bei einer abwartend-pragmatischen Linie, zumal externe Faktoren wie Handelskonflikte und globale Unsicherheiten jederzeit die Lage kippen könnten. Interessanterweise spiegeln sich in aktuellen Diskussionen zur Zinsentwicklung auch die Erwartungshaltungen der Märkte wider, die nicht zuletzt von Entwicklungen der US-Notenbank (Fed) beeinflusst werden – einige Analysten mahnen zur Geduld, während andere bereits auf frühere Lockerungen hoffen. Ganz konkret: In Wirtschaftskreisen spricht man davon, dass die EZB bei jeder Sitzung aufs Neue die aktuelle Datenlage zur Inflation, Wachstum und Finanzstabilität bewertet und nicht vorab auf einen festen Zinsfahrplan festgelegt ist.