Pilotprojekt in München: Kosmetikverpackungen erstmalig im Pfandsystem – lavera und Partner testen nachhaltigen Kreislauf

In München geht etwas Unerwartetes über die Bühne: Zwischen Shampoo und Zahnpasta können Kundinnen und Kunden jetzt erstmals leere Kosmetikverpackungen an Automaten zurückgeben – und werden mit barem Pfand belohnt. lavera, reo, Kaufland und VollCorner stecken hinter diesem Experiment und stellen die eingefahrenen Wege der Branche auf den Kopf.

heute 18:03 Uhr | 25 mal gelesen

Pfand auf Shampoo-Flaschen – das hätte mir vor ein paar Jahren wohl niemand ausgemalt. Doch seit kurzem steht man in zehn Kaufland-Filialen sowie bei drei VollCorner Biomärkten in München tatsächlich vor einer neuen Realität: Kosmetikverpackungen, von lavera Naturkosmetik, Kneipp oder Logocos, werden direkt beim Einkauf am Automaten zurückgenommen. Und für jede zurückgebrachte Hülle gibt’s 29 Cent. Für Verbraucher:innen ist das verblüffend simpel – einfach nach Aufklebern am Regal oder der Verpackung schauen, Automat füttern, fertig. Das Projekt wurde von reo, einer digitalen Plattform für nachhaltige Verpackungen, gemeinsam mit lavera, dem Münchner Zero Waste Innovation Hub und den teilnehmenden Händlern auf die Beine gestellt. Beim Presseauftakt fielen große Worte über Alltagstauglichkeit und Wandel. "Nicht lang fackeln – machen und testen", so könnte man die Haltung von Sabine Kästner (Laverana) zusammenfassen. Denn erst durch echte Beteiligung von Herstellern, Logistikern, Wissenschaft und Verbraucher:innen entsteht, so das Credo, tatsächlich etwas Neues. Natürlich stellt sich die Frage: Wie robust sind die Flaschen? Funktioniert das mit der Rückholung und Wiederbefüllung auch in großer Zahl? Reos Anspruch ist jedenfalls, das Modell so weiterzuentwickeln, dass es sich leicht, verständlich und ohne viel Klimmzug in den Alltag einfügt. Dass Handel, Marken und Konsument:innen hier in einem Boot sitzen, daran lässt das Gemeinschaftsprojekt keinen Zweifel. Und das Ziel klingt eindeutig: eine reproduzierbare Vorlage für alle Hersteller der Branche aus München hinauszutragen. Sämtliche Infos zu teilnehmenden Verpackungen und Automaten gibt’s übrigens online unter www.reo-reuse.de. Ob aus dem Versuch tatsächlich ein Vorbild für die ganze Kosmetikindustrie werden kann? Ich bin gespannt.

Das neue Münchner Pfandprojekt für Kosmetikverpackungen – federführend von lavera, reo, Kaufland und VollCorner organisiert – ist ein Pilotversuch, nachhaltigen Konsum greifbar und einfach zu machen. Verbraucher:innen erhalten 29 Cent pro zurückgegebener Verpackung und können so aktiv am Recyclingkreislauf teilnehmen, was insbesondere die Herausforderungen im Bereich Logistik, Akzeptanz und Wiederverwendbarkeit von Kosmetikverpackungen in der Praxis erfahrbar macht. Laut aktuellem Stand handelt es sich um eine deutschlandweit einmalige Initiative im Bereich Kosmetik, die bei Erfolg Nachahmungspotenzial hat – auch in anderen europäischen Ländern gibt es wachsendes Interesse an vergleichbaren Kreislaufmodellen, jedoch nur selten in so niedrigschwelligen, alltagstauglichen Formen; weiterführende Informationen finden sich u. a. bei „Deutsche Welle“ und „The Local“, die über steigende Ansätze für Mehrweg in Verpackungen berichten. Die Relevanz des Themas nimmt weiter zu, da laut einer Studie der Umweltorganisation Greenpeace jährlich allein im Bereich Kosmetik in Deutschland über 500 Millionen Plastikverpackungen im Abfall landen. Neue Entwicklungen aus Brüssel deuten zudem auf eine mögliche rechtliche Verschärfung für Einwegverpackungen in den kommenden Jahren – eine flächendeckende Einführung von Rücknahmesystemen für Pflegeprodukte könnte Teil künftiger politischer Maßnahmen werden.

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