Im Jahr 1991 waren in Deutschland 57 Prozent der Frauen berufstätig; bis 2024 stieg die Erwerbstätigenquote auf 74 Prozent, wie aktuelle Angaben des Statistischen Bundesamtes belegen. Während 1991 in Ostdeutschland einschließlich Berlin noch 66 Prozent und in Westdeutschland 54 Prozent der Frauen beschäftigt waren, haben sich die Anteile inzwischen angeglichen und liegen für beide Regionen bei 74 Prozent. Bayern und Sachsen führten den Bundesländervergleich 2024 mit 77 Prozent erwerbstätiger Frauen an, dicht gefolgt von Baden-Württemberg mit 76 Prozent. Am niedrigsten fiel die Quote hingegen in Bremen (67 Prozent), dem Saarland (70 Prozent) und Berlin (71 Prozent) aus.
Beim geschlechtsspezifischen Lohnunterschied, dem sogenannten Gender Pay Gap, ist im Osten Deutschlands 2024 der Abstand mit 5 Prozent weitaus geringer als im Westen, wo er 17 Prozent beträgt. Bundesweit lag der unbereinigte Gender Pay Gap bei 16 Prozent. Im Vergleich zu 2006 ist damit sowohl der Abstand insgesamt als auch insbesondere im Westen zurückgegangen, damals betrug die Differenz dort 24 Prozent (Osten: 6 Prozent, gesamt: 23 Prozent).
Bezüglich der Löhne gab es 1991 erhebliche Unterschiede zwischen Ost (924 Euro) und West (1.987 Euro) – ein über doppelt so hoher Verdienst im Westen. 2024 erhielt eine vollzeitbeschäftigte Person in Westdeutschland 4.810 Euro brutto im Monat, im Osten waren es 3.973 Euro. Obwohl sich die Lücke deutlich verringerte, lag das West-Niveau immer noch um 21 Prozent über dem Osten. Für das gesamtwirtschaftliche Wachstum zeigt sich, dass insbesondere die neuen Bundesländer preisbereinigt große Fortschritte machten: Thüringen etwa steigerte sein BIP je Einwohner seit 1991 um 163 Prozent, Schleswig-Holstein um 17 Prozent. Insgesamt wuchs das preisbereinigte BIP pro Kopf in Deutschland seit 1991 um 40 Prozent auf jetzt 50.819 Euro, wobei Hamburg, Bremen und Bayern die Spitzenplätze belegen und Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern die hinteren Ränge.
Die Erwerbstätigkeit von Frauen hat sich seit 1991 in ganz Deutschland stark erhöht, wobei der historische Unterschied zwischen Ost und West praktisch ausgeglichen ist. Trotz gewachsener Lohnniveaus bestehen weiterhin deutliche Verdienstunterschiede zwischen Ost und West, wobei der Gender Pay Gap besonders in den östlichen Bundesländern deutlich niedriger liegt. Bundesregierung und Verbände diskutieren verstärkt Maßnahmen zur weiteren Verbesserung der Gleichstellung, darunter flexiblere Arbeitszeiten, bessere Kinderbetreuung und gezielte Programme gegen die Ursachen des Lohngefälles. Aktuelle Daten des Statistischen Bundesamtes werden auch in Politik und Medien thematisiert, wo Fragen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie zur Integration von Frauen in Führungspositionen und den MINT-Bereich eine zentrale Rolle spielen.
Laut internationalen Vergleichen liegt Deutschlands Gender Pay Gap über dem EU-Durchschnitt, was weiterhin Kritik an den Fortschritten der Gleichstellungspolitik befeuert. Als Erfolgsfaktor für die gestiegene Erwerbstätigkeit werden unter anderem der Ausbau der Kinderbetreuung, Elternzeit-Reformen und mehr Teilzeitangebote genannt. Langfristig wirken sich diese Entwicklungen positiv auf die wirtschaftliche Unabhängigkeit von Frauen aus, während Herausforderungen wie die Lohnangleichung, die Vermeidung von Altersarmut und die Beseitigung struktureller Benachteiligungen bestehen bleiben.