Frauen-Erwerbstätigkeit in Deutschland seit 1991 um rund 30 Prozent gestiegen

Seit der deutschen Wiedervereinigung ist die Erwerbstätigenquote unter Frauen bundesweit deutlich angestiegen – sie wuchs um nahezu ein Drittel.

01.10.25 08:31 Uhr | 143 mal gelesen

Im Jahr 1991 waren in Deutschland 57 Prozent der Frauen berufstätig; bis 2024 stieg die Erwerbstätigenquote auf 74 Prozent, wie aktuelle Angaben des Statistischen Bundesamtes belegen. Während 1991 in Ostdeutschland einschließlich Berlin noch 66 Prozent und in Westdeutschland 54 Prozent der Frauen beschäftigt waren, haben sich die Anteile inzwischen angeglichen und liegen für beide Regionen bei 74 Prozent. Bayern und Sachsen führten den Bundesländervergleich 2024 mit 77 Prozent erwerbstätiger Frauen an, dicht gefolgt von Baden-Württemberg mit 76 Prozent. Am niedrigsten fiel die Quote hingegen in Bremen (67 Prozent), dem Saarland (70 Prozent) und Berlin (71 Prozent) aus. Beim geschlechtsspezifischen Lohnunterschied, dem sogenannten Gender Pay Gap, ist im Osten Deutschlands 2024 der Abstand mit 5 Prozent weitaus geringer als im Westen, wo er 17 Prozent beträgt. Bundesweit lag der unbereinigte Gender Pay Gap bei 16 Prozent. Im Vergleich zu 2006 ist damit sowohl der Abstand insgesamt als auch insbesondere im Westen zurückgegangen, damals betrug die Differenz dort 24 Prozent (Osten: 6 Prozent, gesamt: 23 Prozent). Bezüglich der Löhne gab es 1991 erhebliche Unterschiede zwischen Ost (924 Euro) und West (1.987 Euro) – ein über doppelt so hoher Verdienst im Westen. 2024 erhielt eine vollzeitbeschäftigte Person in Westdeutschland 4.810 Euro brutto im Monat, im Osten waren es 3.973 Euro. Obwohl sich die Lücke deutlich verringerte, lag das West-Niveau immer noch um 21 Prozent über dem Osten. Für das gesamtwirtschaftliche Wachstum zeigt sich, dass insbesondere die neuen Bundesländer preisbereinigt große Fortschritte machten: Thüringen etwa steigerte sein BIP je Einwohner seit 1991 um 163 Prozent, Schleswig-Holstein um 17 Prozent. Insgesamt wuchs das preisbereinigte BIP pro Kopf in Deutschland seit 1991 um 40 Prozent auf jetzt 50.819 Euro, wobei Hamburg, Bremen und Bayern die Spitzenplätze belegen und Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern die hinteren Ränge.

Die Erwerbstätigkeit von Frauen hat sich seit 1991 in ganz Deutschland stark erhöht, wobei der historische Unterschied zwischen Ost und West praktisch ausgeglichen ist. Trotz gewachsener Lohnniveaus bestehen weiterhin deutliche Verdienstunterschiede zwischen Ost und West, wobei der Gender Pay Gap besonders in den östlichen Bundesländern deutlich niedriger liegt. Bundesregierung und Verbände diskutieren verstärkt Maßnahmen zur weiteren Verbesserung der Gleichstellung, darunter flexiblere Arbeitszeiten, bessere Kinderbetreuung und gezielte Programme gegen die Ursachen des Lohngefälles. Aktuelle Daten des Statistischen Bundesamtes werden auch in Politik und Medien thematisiert, wo Fragen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie zur Integration von Frauen in Führungspositionen und den MINT-Bereich eine zentrale Rolle spielen. Laut internationalen Vergleichen liegt Deutschlands Gender Pay Gap über dem EU-Durchschnitt, was weiterhin Kritik an den Fortschritten der Gleichstellungspolitik befeuert. Als Erfolgsfaktor für die gestiegene Erwerbstätigkeit werden unter anderem der Ausbau der Kinderbetreuung, Elternzeit-Reformen und mehr Teilzeitangebote genannt. Langfristig wirken sich diese Entwicklungen positiv auf die wirtschaftliche Unabhängigkeit von Frauen aus, während Herausforderungen wie die Lohnangleichung, die Vermeidung von Altersarmut und die Beseitigung struktureller Benachteiligungen bestehen bleiben.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

Einem ausführlichen taz-Artikel zufolge wurde im Bundestag die Notwendigkeit diskutiert, ungelöste strukturelle Gerechtigkeitsprobleme zu beheben, nachdem aktuelle Zahlen erneut gezeigt haben, wie langsam der Gender Pay Gap schrumpft. Experten fordern, die Ursachen wie Teilzeitfallen, Branchenklischees und Vereinbarkeitsprobleme konsequent anzugehen, da selbst bei gleicher Qualifikation die Lohnlücke oft bestehen bleibe. Außerdem wird betont, dass ohne wirkungsvollere familienpolitische Maßnahmen und eine Modernisierung der Arbeitswelt die Gleichstellung nur langsam vorankomme. (Quelle: taz)

In einem umfassenden Bericht beleuchtet die Süddeutsche Zeitung, dass viele Unternehmen Initiativen zur Frauenförderung gestartet haben, die bislang jedoch meist auf mittlerer Führungsebene stoppen. Eine stärkere Repräsentanz von Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten erfordere gesetzliche Maßnahmen und eine kontinuierliche Überprüfung der Fortschritte durch unabhängige Stellen. Die Diskussion um Lohngleichheit und Karrierechancen wird demnach von Arbeitgeberverbänden wie auch Gewerkschaften weiterhin kritisch begleitet. (Quelle: Süddeutsche Zeitung)

Die Zeit analysiert, dass die Angleichung der Erwerbstätigenquoten zwischen Ost- und Westdeutschland besonders durch wirtschaftliche Strukturwandel und frühere Sozialstrukturen (z. B. DDR-Kinderbetreuungssysteme) vorangetrieben wurden. Trotz der Fortschritte zeigen aktuelle Studien jedoch, dass Frauen noch immer überdurchschnittlich oft in Teilzeit oder geringfügiger Beschäftigung arbeiten und der Gender Pay Gap auch durch Branchen- und Hierarchieunterschiede bedingt ist. Die Analyse macht deutlich, dass gezielte Programme und politische Anreize erforderlich bleiben, um Chancengleichheit am Arbeitsmarkt weiter zu verbessern. (Quelle: Die Zeit)

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