Grüne sehen Wirtschaftsministerin in der Pflicht beim Chipmangel

Die Grünen drängen Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) zu konkreten Schritten, um die Halbleiterkrise in Deutschland zu entschärfen.

heute 15:11 Uhr | 26 mal gelesen

„Frau Reiche kann nicht länger zusehen, wie Unternehmen mit dem Rücken zur Wand stehen“, kritisierte Andreas Audretsch, stellvertretender Vorsitzender der Bundestagsfraktion der Grünen, gegenüber dem 'Spiegel'. Die Ankündigung von Bosch, möglicherweise Kurzarbeit anmelden zu müssen, ist für ihn ein deutliches Alarmsignal. Was jetzt gebraucht wird, sind laut Audretsch gezielte Maßnahmen der Bundesregierung, um die Versorgung mit Halbleitern zu sichern – und zwar dringend. ‚Wenn Produktionen ins Stocken geraten, wackeln Existenzen. Das ist nicht nur ein Industriethema, das geht uns alle an.' Es brauche nach Meinung der Grünen mehr Tempo beim Ausbau der heimischen Chipherstellung. Audretsch zog auch einen ungewöhnlichen Vergleich: Während der Gaskrise 2022 sei die Bundesregierung trotz enormer Hürden in der Lage gewesen, Alternativen aufzubauen und Engpässe zu vermeiden; jetzt müsse die CDU-Ministerin Reiche zeigen, dass sie entscheidungsstark sei und Kurzarbeit in den Industriebetrieben abwenden kann – notfalls müsse man eben unkonventionell denken.

Die Forderungen der Grünen an Wirtschaftsministerin Reiche unterstreichen, wie gravierend der aktuelle Halbleitermangel für die deutsche Wirtschaft ist. Während die CDU-Ministerin laut Audretsch bislang zu wenig Initiative gezeigt hat, nehmen Sorgen und Unsicherheit bei betroffenen Unternehmen wie Bosch zu – drohende Kurzarbeit ist für viele ein Weckruf. Die Chipkrise steht stellvertretend für größere Herausforderungen: Mitten in der Transformation hin zur Digitalisierung und Dekarbonisierung kann es sich die Bundesrepublik nicht leisten, bei Schlüsseltechnologien wie Halbleitern den Anschluss zu verlieren. Laut Analysen des Fraunhofer-Instituts hinkt Deutschland beim Aufbau eigener Chipfabriken weiterhin hinterher: Viele Projekte sind kompliziert, milliardenschwer und benötigen politische Rückendeckung sowie europäische Kooperationen. Deutschland hat 2023 einige Förderprogramme aufgelegt, aber der Ausbau zieht sich hin – und die Abhängigkeit von außereuropäischen Herstellern bleibt hoch. Die Industrie drängt jetzt auf rasche und unbürokratische Zulieferungen, aber der globale Markt ist angespannt, auch wegen geopolitischer Konflikte, insbesondere im Taiwan-Konflikt, der als Zündschnur für weitere Risiken gilt.

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