Anne Brorhilker, Geschäftsführerin von "Bürgerbewegung Finanzwende" und frühere Staatsanwältin, unterstützte im ARD-Interview den Vorschlag der Deutschen Steuergewerkschaft zu stärker automatisierten Steuererklärungen. Sie bezeichnete dies als vorteilhaft für Bürger und Behörden: Steuerzahler würden entlastet und Finanzämter könnten ihr Personal gezielt einsetzen. Laut Brorhilker fehlen der Justiz, Polizei und Steuerfahndung flächendeckend Fachkräfte. Dies gelte im Besonderen für Steuerprüfungen. Sie schlägt daher vorübergehend vor, Betriebsprüfer des Bundes stärker in die Länder zu entsenden, um Steuerkriminalität insbesondere im Finanzsektor effektiver zu bekämpfen. Brorhilker kritisiert zudem die meist veraltete Technik der Steuerverwaltung und das Fehlen einer standardisierten IT-Infrastruktur zwischen Bund und Ländern. Dies erschwere den Datenaustausch zwischen den Behörden erheblich und mache es Tätern weiterhin leicht, unentdeckt zu bleiben.
Die Forderung nach einer automatisierten Steuererklärung folgt aktuellen europäischen Beispielen: In Estland, Finnland und Spanien ist die elektronische Steuererklärung längst Standard, was den Verwaltungsaufwand für Bürger und Behörden deutlich reduziert. In Deutschland wird der Prozess aktuell durch verschiedene, nicht miteinander kompatible IT-Systeme der Bundesländer erschwert, was die Effizienz schmälert und die Kontrolle erschwert. Experten und Verbände fordern deshalb nicht nur eine digitale Modernisierung, sondern auch eine Vereinfachung von Steuerformularen und den schnelleren Ausbau von standardisierten, datenschutzkonformen Systemen. Zudem gibt es Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes und der korrekten Vorbefüllung, insbesondere bei Sonderfällen – hier wird eine sorgfältige politische und technische Abstimmung angemahnt.