Massenentlassungen durch KI? Ökonomen widersprechen Alarmismus

Künstliche Intelligenz sorgt bislang kaum für größere Turbulenzen auf dem Arbeitsmarkt – entgegen vieler Befürchtungen.

heute 13:40 Uhr | 131 mal gelesen

Da ist sie also, die Künstliche Intelligenz, in fast jedem zweiten Unternehmen und auch mitten im Alltag angekommen. Und trotzdem – was für ein Kontrast zu den Katastrophenszenarien, die man immer wieder hört. Professor Anders Humlum von der University of Chicago hat gemeinsam mit Emilie Vestergaard Arbeitsmarktdaten in Dänemark quer durchleuchtet – und Überraschung: Der Alltag bleibt erstaunlich stabil. Humlums Fazit, ganz lakonisch: 'Kein Absturz in Sicht.' Wer regelmäßig dem Hype um ChatGPT und Co. folgt, würde vielleicht erwarten, dass nun reihenweise Jobs wegbrechen. Tun sie aber nicht. 43 Prozent der Arbeitnehmer werden in Dänemark sogar explizit eingeladen, KI-Tools zu testen oder zu nutzen. Den ökonomischen Einschnitt sucht man trotzdem vergeblich – im Schnitt sparen Nutzer gerade mal 2,8 Prozent ihrer Arbeitszeit durch KI. Bitter für all jene, die auf eine Disruption gehofft haben. Einstellungsstopp, große Entlassungen? Paradebeispiel Dänemark zeigt: Trotz Digitalisierung bewegt sich kaum etwas. Derweil kursiert eine US-amerikanische Studie von der Stanford University, die das Gegenteil behauptet: Von schwindenden Einsteigerjobs unter Akademikern ist da die Rede, besonders bei Berufen, die sich leicht automatisieren lassen – etwa im IT-Bereich. Das hat für ordentlich Aufruhr gesorgt. Humlum hält jedoch dagegen: Auch in Dänemark gehen die Jobchancen für viele Einsteiger zurück, aber parallel in Unternehmen mit und ohne KI. Die Logik: Schuld ist offensichtlich nicht die KI allein. Enzo Weber vom deutschen Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung schlägt in die gleiche Bresche. In Deutschland schwinden seit 2019 Fachkräftestellen – allerdings infolge einer ohnehin schleppenden Industriephase. Und bei der gestiegenen Jugendarbeitslosigkeit sieht Weber die Ursachen nicht bei digitalen Prozessen, sondern schlicht darin, dass in den letzten Jahren zu wenig neue Jobs gewachsen sind. Man ahnt: Fortschritt ist offenbar niemals die ganze Geschichte.

Nach Ansicht von Arbeitsmarktforschern wie Anders Humlum wirkt sich der verstärkte Einsatz von KI bisher kaum spürbar auf Beschäftigungszahlen aus – weder in Dänemark noch in Deutschland sind Massenentlassungen oder große Arbeitsplatzverluste durch KI nachweisbar. Vielmehr deuten Analysen darauf hin, dass andere Faktoren wie eine wirtschaftliche Erneuerungskrise oder Strukturprobleme die Lage auf dem Arbeitsmarkt stärker prägen als Automatisierung durch KI. Neueste Pressestimmen bestätigen, dass die Integration von Chatbots und KI-Tools im Alltag zwar voranschreitet, aber selbst Fachleute den Einfluss auf Arbeitsplätze vorsichtiger einschätzen; aktuelle Zahlen und Studien aus Deutschland wie aus Dänemark sprechen für eine differenziertere Betrachtung jenseits von Hysterie – auch wenn etwa im IT-Sektor und bei Berufsanfängern Unsicherheiten bestehen.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

Die Süddeutsche Zeitung berichtet aktuell, dass Wirtschaftsverbände in Deutschland trotz KI-Euphorie auf Fachkräftemangel und schleppende konjunkturelle Entwicklung als Hauptprobleme hinweisen und technologische Innovationen wie KI zwar Prozesse verändern, aber derzeit keine Entlassungswellen hervorrufen. Dennoch bleibt die Skepsis hinsichtlich möglicher Effekte auf einfache Tätigkeiten im Dienstleistungssektor bestehen. (Quelle: Süddeutsche Zeitung)

Laut einem umfangreichen Artikel der Zeit herrscht Unsicherheit in Unternehmen darüber, wie schnell KI tatsächlich Jobs ersetzen wird – viele Unternehmen experimentieren mit KI, setzen aber weiterhin auf menschliche Expertise, da Vertrauen in die Technik noch fehlt und rechtliche wie ethische Fragen ungelöst sind. Zugleich wird die Qualifizierung der Belegschaft als entscheidend angesehen, um die Digitalisierung als Chance statt als Risiko nutzen zu können. (Quelle: Die Zeit)

Nach Informationen der FAZ untersucht das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, welchen Einfluss Automatisierung und Künstliche Intelligenz konkret auf Berufsbilder in Deutschland hat und kommt zu dem Schluss, dass bisher vor allem Tätigkeiten mit hohem Routineanteil gefährdet sind, während kreative und soziale Berufe profitieren können. Im Ergebnis fehlen jedoch bisher großflächige Entlassungen; entscheidend sei, wie Bildungspolitik, Weiterbildung und Innovationsförderung zusammenspielen. (Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung)

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