Ministerpräsident Haseloff sieht Ende des AfD-Wahl-Tabus

Reiner Haseloff, Regierungschef von Sachsen-Anhalt (CDU), mahnt zu einer ernsteren inhaltlichen Auseinandersetzung mit der AfD und warnt vor den gesellschaftlichen Folgen ihres Erfolgs.

28.08.25 14:07 Uhr | 92 mal gelesen

Laut Reiner Haseloff bestehe das bisherige gesellschaftliche Tabu, die AfD zu wählen, nicht mehr. Im Interview mit der Wochenzeitung 'Die Zeit' betonte er, dass deutschlandweit ein mentaler Wandel spürbar sei und die Zurückhaltung gegenüber der AfD schwindet. Die Zustimmung zur Partei dringe mittlerweile von lokalen bis in übergeordnete Ebenen vor. Haseloff äußerte zudem Bedenken für Sachsen-Anhalt, sollte dort nach der Landtagswahl 2026 erstmals die AfD regieren. Besonders in den Bereichen Bildung und Kultur befürchte er gravierende Einschnitte, warnte vor Isolation und vor einem verstärkten Einfluss nationalistischer Positionen auf die Jugend. Trotz der deutlichen Zugewinne der AfD sieht Haseloff deren absolute Mehrheit jedoch nicht zwingend voraus. Er bekräftigte die Notwendigkeit, dass die CDU ihre Abgrenzung zur AfD strikt einhalten müsse, wobei die Partei dadurch auch Schwierigkeiten habe, eine Politik zu machen, die vom gesellschaftlichen Mainstream getragen wird. Haseloff, der seit 2011 regiert und seinen Rückzug für nächstes Jahr angekündigt hat, sieht Handlungsbedarf, damit die Parteien der Mitte wieder an Stärke gewinnen.

Reiner Haseloff warnt vor einer schwindenden Schwelle im Umgang mit der AfD und sieht darin eine ernste Herausforderung für Demokratie und Gesellschaft in Sachsen-Anhalt und bundesweit. Seine Sorge betrifft insbesondere negative Auswirkungen auf Bildung und Kultur bei einer möglichen Regierungsübernahme durch die AfD nach den Landtagswahlen 2026. Aktuelle bundesweite Erhebungen spiegeln Haseloffs Befürchtungen wider: In mehreren ostdeutschen Bundesländern erreichte die AfD zuletzt Rekordwerte in den Umfragen, was von Expertinnen und Experten als Zeichen einer fortschreitenden Normalisierung rechter Positionen gewertet wird. In der politischen Debatte fordern Politiker und Wissenschaftler verstärkte Anstrengungen, um die Mitte der Gesellschaft zu festigen und einer weiteren Erosion demokratischer Grundwerte entgegenzuwirken.

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