Neue Linke-Mitglieder: Klimaschutz spielt Nebenrolle

Der Mitgliederzuwachs bei der Linken geht vor allem auf das Konto junger Großstadtbewohner, deren Schwerpunkte eher auf Antifaschismus, Sozialpolitik sowie Bildung und Wohnen liegen – und weniger auf Umweltschutz.

heute 06:49 Uhr | 26 mal gelesen

Laut einer von der Linken durchgeführten Mitgliederumfrage, die zwischen April und Juli lief, ist das Engagement für Klimaschutz unter den neu Eingetretenen auffallend gering – darauf weist die FAZ in ihrem Bericht hin. Gerade einmal 0,9 Prozent der Parteimitglieder gaben an, zuvor in der Klimaschutzbewegung aktiv gewesen zu sein. Damit widerlegt die Erhebung die verbreitete Annahme, viele neue Linke-Mitglieder kämen direkt aus den Reihen der Klimaaktivisten. Besonders vertreten sind stattdessen Berufe wie Bildung und Erziehung, IT, Medien und Kommunikation, Künste, Wissenschaft und das Pflegewesen. Zum Beispiel arbeiten 17 Prozent der Befragten in Bildung und Erziehung – viel mehr als im bundesweiten Durchschnitt. Anders sieht es im Handwerk aus: Nur 3,8 Prozent der Linken-Mitglieder arbeiten in diesem Bereich, während es deutschlandweit gut elf Prozent sind. Die Vorsitzende Ines Schwerdtner betont, dass viele neue Linke-Mitglieder zum ersten Mal politisch aktiv werden und vor allem einen engen Bezug zur Zivilgesellschaft und zu Gewerkschaften haben – 7,4 Prozent der Mitglieder sind gewerkschaftlich aktiv. Schwerdtner unterstreicht, dass sich das Engagement der Mitglieder insbesondere gegen Sozialabbau und das Erstarken autoritärer Tendenzen richtet. 'Soziale Gerechtigkeit und Antifaschismus sind bei uns untrennbar verbunden', sagt sie. Klimapolitik bleibt dabei für viele offenbar eher ein Randthema. Übrigens: Die Ergebnisse der Umfrage sind in gewisser Weise auch ein Spiegelbild der vielschichtigen linken Lebensrealitäten zwischen Studierendenwohnheim, Pflegeberuf und digitaler Medienarbeit. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet das Handwerk so rar vertreten ist?

Die Mitgliederumfrage der Partei Die Linke zeigt deutlich, dass nur ein sehr kleiner Teil der neuen Mitglieder aus der Klimaschutzbewegung stammt, obwohl gelegentlich entsprechende Annahmen im Raum standen. Im Fokus der politisch Engagierten liegen stattdessen Themen wie soziale Gerechtigkeit, Antifaschismus, Bildung, Wohnen und die Stärkung von Gewerkschaften, wobei viele zum ersten Mal aktiv werden. Interessant ist der hohe Anteil von Mitgliedern aus den Bereichen Bildung, IT und Pflege, während etwa das Handwerk in der Partei wenig vertreten ist – was auf einen grundlegenden Strukturwandel in den Mitgliedermilieus hindeutet. Neue Recherchen etwa auf Zeit Online und der taz zeigen parallel, dass auch in anderen Parteien jüngere oder neu eingetretene Mitglieder zunehmend eigene Prioritäten setzen, wobei der Gegensatz zwischen städtischen Lebensrealitäten und klassischen Umweltbewegungen in den politischen Parteien bundesweit zunimmt. Außerdem berichten Medien wie der Spiegel, dass die Linke insbesondere in Städten mit Wohnungsnot und wachsendem Unmut gegenüber Rechtsparteien Mitglieder gewinnt (Stand: Juni 2024).

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