Donnerstagvormittag, das muss man sich mal vorstellen – zwei Ministerien stellen gemeinsam den sogenannten Gebäudetyp E vor und bringen damit womöglich frischen Wind in die angestaubte Baubranche. Die Idee: Weniger Pflicht, mehr Spielraum. Bei diesem Konzept wird auf Bauvorschriften verzichtet, die gar nicht absolut notwendig sind. Klingt nach Befreiung, nicht? Das reduziert die Kosten enorm – und das ist ja, wenn man ehrlich ist, im Moment ein echtes Argument für viele. Künftig sollen Vertragspartner leichter und vor allem rechtssicher vereinbaren können, dass nach Gebäudetyp E gebaut wird. Was noch länger nachklingt: Die Hoffnung, diesen Gebäudetyp auch im Alltag tatsächlich zu etablieren.
Justizministerin Stefanie Hubig von der SPD zieht einen interessanten Vergleich: Preisbremse und Turbo zugleich. 'Gutes und sicheres Wohnen geht auch günstiger', sagt sie. Fünf Steckdosen im Wohnzimmer? Für die Mehrheit übertrieben. Und ein Handtuchwärmer im Bad – wenn eh Fußbodenheizung liegt, reicht es sicher ohne, meint Hubig. Das neue Vertragsmodell soll einen pragmatischen Ausweg bieten – vorausgesetzt, alle Vertragsparteien sind an Bord.
Auch Bauministerin Verena Hubertz, ebenfalls SPD, setzt auf diesen Neubeginn, um mehr erschwinglichen Wohnraum zu schaffen. Sie verweist auf verschiedene Pilotprojekte, die bereits jetzt zeigen, wie es funktionieren kann: Fenster auf statt ausgeklügelter Lüftung, leichtere Wände, industrielle Vorfertigung und insgesamt weniger Ballast. Der Mut, Überflüssiges wegzulassen – das steht im Kern des Ganzen. Ob das am Ende wirklich so einfach wird? Die Zeit wird es zeigen.
Mit dem Gebäudetyp E schlagen Bundesjustiz- und Bundesbauministerium ab Juni 2024 einen neuen Weg vor, um dem stagnierenden Wohnungsbau und steigenden Baukosten gezielt entgegenzuwirken. In den Eckpunkten wird auf rechtlich verzichtbare Mindeststandards in Neubauten gesetzt: So wird beispielsweise auf komplizierte Lüftungsanlagen, überdimensionierte Elektroinstallationen und redundant umfassende Isolierungen verzichtet, sofern dies rechtlich vertretbar und für alle Parteien akzeptabel ist. Erste Pilotprojekte belegen, dass Bauzeiten verkürzt und die Preisspirale nach unten gedrückt werden können, ohne an grundlegender Sicherheit oder Wohnqualität zu verlieren. Jüngste Stellungnahmen aus der Branche zeigen jedoch: Während Teile der Immobilienwirtschaft und Bauherren den Gebäudetyp E begrüßen, warnen beispielsweise Verbraucherschützer und Umweltverbände vor möglichen Komfort- oder Energiesparverlusten, sollten Standards zu weit abgesenkt werden. Laut einer heute erschienen Analyse der „Süddeutschen Zeitung“ sind flexible Bauvorschriften in anderen europäischen Ländern bereits erfolgreich im Einsatz, allerdings nur bei handfester Kontrolle und transparenter Kommunikation mit den Bauherren. So bleibt, trotz Aufbruchstimmung, Skepsis bestehen, ob sich der Gebäudetyp E tatsächlich als breit akzeptierte Alternative in Deutschland durchsetzt.