OECD-Studie: Höchstes Bildungsniveau erreicht – Chancengleichheit bleibt offen

Das Bildungsniveau in den Staaten der OECD hat einen historischen Höchstwert erreicht.

09.09.25 11:36 Uhr | 3 mal gelesen

Laut einer aktuellen OECD-Analyse verfügen inzwischen fast die Hälfte (48 %) der jungen Erwachsenen in den OECD-Ländern über einen Hochschulabschluss, während dieser Anteil im Jahr 2000 noch bei 27 % lag. Akademische Abschlüsse bringen für die Absolventen in der Regel höhere Einkommen, größere Arbeitsplatzsicherheit und bessere Gesundheit mit sich. Der familiäre Hintergrund bleibt jedoch ein entscheidender Faktor für die Aufnahme eines Studiums. 2023 hatten lediglich 26 % der jungen Menschen aus bildungsfernen Haushalten einen Abschluss auf tertiärem Niveau, während es in akademisch geprägten Familien 70 % waren. Finanzielle Belastungen und fehlende akademische sowie soziale Unterstützung erschweren sozial Benachteiligten den Zugang. Geringe Abschlussquoten schwächen zudem den volkswirtschaftlichen Ertrag öffentlicher Bildungsinvestitionen und verschärfen den Fachkräftemangel. In 32 OECD- und Partnerländern beendeten durchschnittlich nur 43 % der Bachelor-Studierenden ihr Studium innerhalb der Regelstudienzeit. Einschließlich einer Verlängerung von drei Jahren lag die Abschlussquote bei 70 %. Bei Männern war die Quote mit 63 % niedriger als bei Frauen (75 %). Die Analyse hebt die zentrale Rolle qualifizierter Lehrkräfte und die negativen Folgen von Lehrermangel und Personalfluktuation hervor. In den meisten Ländern gehen pro Jahr etwa ein bis drei Prozent der Lehrkräfte in Rente – was die Personalsuche weiter belastet. Deutschland schneidet im internationalen Vergleich besonders bei der Berufsbildung und der Beschäftigungsfähigkeit junger Menschen gut ab: 59 % der 18- bis 24-Jährigen befinden sich in Ausbildung oder Studium, der OECD-Durchschnitt liegt bei 53 %. Lediglich 10 % sind weder in Ausbildung noch Beschäftigung, im OECD-Schnitt sind es 14 %. Auch bei der Jugendarbeitslosigkeit steht Deutschland mit 2,7 % unter dem Durchschnitt. Der Anteil von MINT-Abschlüssen unter Hochschulabsolventen beträgt 35 % – weltweit ein Spitzenwert. Darüber hinaus lässt Deutschland mit etwa 19.500 US-Dollar pro Studierendem mehr als der OECD-Schnitt in die Hochschulbildung fließen. Trotz dieser Erfolge bestehen Herausforderungen wie hohe Nichterwerbsquoten bei Geringqualifizierten oder soziale Disparitäten beim Zugang zu frühkindlicher Bildung. Bildungsministerin Dorothee Bär lobt insbesondere den MINT-Erfolg Deutschlands und kündigte eine Weiterentwicklung entsprechender Förderprogramme und eine umfassende BAföG-Reform an.

Die aktuelle OECD-Studie bestätigt einen historischen Höchststand beim Bildungsniveau der jungen Erwachsenen in OECD-Staaten, mit einem starken Anstieg der Hochschulabschlüsse seit 2000. Dennoch bleiben soziale Herkunft, finanzielle Hindernisse und fehlende Unterstützung entscheidende Barrieren zum Zugang höherer Bildung, was sich negativ auf den Arbeitsmarkt, die Innovationskraft und die gesellschaftliche Chancengleichheit auswirkt. Deutschland erzielt im internationalen Vergleich insbesondere in der Berufsbildung, beim Anteil der MINT-Abschlüsse und in der Beschäftigungsfähigkeit junger Menschen überdurchschnittliche Werte, jedoch persistieren strukturelle Herausforderungen wie soziale Bildungsungleichheit und ein Mangel qualifizierter Lehrkräfte. Ergänzend zeigen jüngste internationale Berichte und Analysen, dass die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie weiterhin zu Lernlücken und einem erhöhten Fachkräftemangel führen – insbesondere im Bereich der digitalen Kompetenzen. Initiativen wie der Ausbau digitaler Bildungsangebote und die verstärkte Förderung benachteiligter Gruppen werden als Hebel zur Verbesserung der Chancengleichheit angesehen. Eine anhaltende Debatte befasst sich zudem mit der Notwendigkeit flexiblerer Bildungswege, lebenslangem Lernen und verstärkter Frühförderung, um die Wettbewerbsfähigkeit der OECD-Staaten langfristig zu sichern.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

1. Der Artikel 'OECD-Bildungsstudie: Mehr Abschluss, aber weiter soziale Hürden' von Zeit Online resümiert, dass zwar der Anteil von Hochschulabsolvent:innen in den OECD-Staaten wächst, die soziale Herkunft jedoch weiterhin maßgeblich beeinflusst, wer ein Studium abschließt; Deutschland punktet mit hoher MINT-Quote und niedriger Jugendarbeitslosigkeit, kämpft aber mit Bildungsungleichheiten und Lehrkräftemangel (https://www.zeit.de).

2. Auf Spiegel Online beschreibt der Beitrag 'OECD-Report: Deutsche Bildung – zwischen Spitzenwerten und Nachwuchssorgen', dass Deutschland dank dualer Ausbildung und vieler technischer Studienabschlüsse hervorsticht, warnt jedoch vor wachsenden Versorgungslücken bei Lehrkräften und ungleicher Teilhabe am Bildungssystem (https://www.spiegel.de).

3. Die Süddeutsche Zeitung berichtet im Artikel 'Bildungserfolg bleibt abhängig von sozioökonomischer Lage', dass Fortschritte im Bildungsstand durch bestehende Benachteiligung kompensiert werden – insbesondere Kinder aus nicht-akademischen Familien und mit Migrationshintergrund haben weiterhin erschwerten Zugang zum Studium; zudem bleiben die Folgen der Pandemie im deutschen Schulwesen spürbar (https://www.sueddeutsche.de).

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