Laut einer Analyse der Ökonomen Andreas Fischer und Ralph Henger vom arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln), vorgestellt im Rahmen des Kopernikus-Projekts Ariadne des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), wären Gebäudestromkonzepte ohne die bisherige Förderung künftig kaum noch wirtschaftlich. Henger verweist darauf, dass ein ersatzloses Ende der EEG-Einspeisevergütung den Ausbau stoppen würde, solange nicht zugleich die Bedingungen für Gebäude- und Mieterstrom attraktiver gemacht werden. Die IW-Studie berechnet im Basisszenario auf 20 Jahre für eine 30-kWp-Anlage eine Rendite von 3,6 Prozent für Mieterstrom und 1,4 Prozent für Gebäudestrom – ohne Förderung sinken diese Werte drastisch. Vor allem kleinere Mehrfamilienhäuser mit Aufdachanlagen wären betroffen. Da der Vermieter beim Mieterstrom die Vollversorgung schultern muss, während dieses beim Gebäudestrommodell entfällt, sind Modelle komplex und aktuell wenig attraktiv, obgleich sie ein enormes Potenzial für die Energiewende bergen würden. Bis zu 3,1 Millionen Gebäude könnten so 60,4 Gigawatt Solarstrom produzieren. Komplexe rechtliche Vorgaben, kurze Vertragslaufzeiten und zusätzliche Kosten für Technik und Kundenbetreuung behindern jedoch die Entwicklung. Entscheidend für die Rentabilität sind neben der Förderung auch die Beteiligungsquote der Haushalte und die Höhe der Investitionskosten. Die Autoren empfehlen Standardisierung bei Netzbetreibern, automatisierte Beteiligungsmodelle und eine Vereinfachung der regulatorischen Vorgaben. Auch der Verband ‚Haus und Grund‘ fordert weniger Bürokratie und eine rechtlich leichtere Einbindung von Eigenstromnutzung durch Mieter.
Die Untersuchung des IW Köln zeigt, dass Mieterstrom- und Gebäudestrommodelle für Mehrfamilienhäuser ohne EEG-Einspeisevergütung wirtschaftlich unrentabel wären – bei derzeitigen Rahmenbedingungen. Wichtigste Einflussfaktoren auf die Rentabilität sind die Zahl beteiligter Haushalte, Anschaffungs- und Installationskosten sowie technisch-regulatorische Hürden. Weiterführend wurde in den letzten Tagen sowohl in der Süddeutschen Zeitung als auch bei der Zeit und auf t3n.de thematisiert, dass sich das politische Ringen um die Photovoltaikförderung zuspitzt und innovative Anreizmodelle, wie etwa eine Automatisierung der Beteiligung oder flexiblere Stromtarife, im Bundestag intensiver diskutiert werden. Experten unterstreichen, dass auch eine Entbürokratisierung entscheidend ist, um die bislang ungenutzten Potenziale in Deutschlands Mehrfamilienhäusern zu heben. Die aktuellen Debatten kreisen daher um politische Kompromisse und neue Gesetzesinitiativen, um den Solarausbau nicht zu gefährden und die Klimaziele trotz angespannter Haushaltslage erreichbar zu machen.