Studien: Zentrale Unterbringung von Flüchtlingen erschwert Integrationserfolg

Trotz deutlicher Fortschritte bei der Integration von Geflüchteten sieht der Migrationsforscher Herbert Brücker Verbesserungsbedarf in der Verteilungspolitik. Eine gerechtere Zuweisung könnte die Chancengleichheit deutlich erhöhen.

24.08.25 09:15 Uhr | 90 mal gelesen

Herbert Brücker, Migrationsexperte am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), blickt zehn Jahre nach der großen Flüchtlingswelle in Deutschland überwiegend positiv auf die Integrationsleistungen zurück. Im internationalen Vergleich schneidet Deutschland gut ab, erläutert er im Gespräch mit dem 'Handelsblatt', sieht aber Potenzial nach oben: Die Chancen der Geflüchteten seien besser gewesen, wenn sie nicht überwiegend auf strukturschwache Regionen mit wenig Beschäftigungsperspektiven verteilt worden wären. Auch der Ökonom Panu Poutvaara vom Ifo-Institut kritisiert die Bundesverteilung nach dem 'Königssteiner Schlüssel', weil sie die Integration vieler Flüchtlinge vom Zufall abhängig mache. Bemerkenswert: Bei den männlichen Geflüchteten von 2015 liegt die Erwerbsbeteiligung inzwischen sogar über dem deutschen Durchschnitt, und mehr als die Hälfte arbeitet als qualifizierte Fachkraft oder auf höherem Niveau. Brücker betont, dass zahlreiche Migranten trotz mangelnder formeller Abschlüsse tatsächlich über hohe praktische Qualifikationen verfügen, weil ihre Berufserfahrungen aus den Herkunftsländern denen in Deutschland oft ähnlich sind – nur die Ausbildungswege weichen ab.

Deutschland hat bei der Arbeitsmarktintegration Geflüchteter nach 2015 im internationalen Vergleich solide Ergebnisse erzielt; die Erwerbsquote von geflüchteten Männern übertrifft mittlerweile sogar den Durchschnitt der deutschen Bevölkerung. Experten kritisieren jedoch nach wie vor die bundesweite Verteilungsstrategie auf Grundlage des Königssteiner Schlüssels, da sie viele Asylbewerber in Regionen mit geringen Integrationschancen bringt und so die Teilhabe am Arbeitsmarkt erschwert. Weitere aktuelle Studien und Medienberichte heben hervor, dass eine flexiblere, arbeitsmarktorientierte Verteilung, bessere Anerkennung ausländischer Qualifikationen und gezielte Sprachförderung den Integrationsprozess beschleunigen könnten. Nach neuesten Recherchen sind Geflüchtete im Alltag zunehmend sichtbar, haben aber weiterhin beim Zugang zu Führungspositionen und Chancengleichheit im Bildungssystem Nachholbedarf. Einigkeit herrscht darin, dass eine dezentralere und arbeitsmarktnahe Unterbringung Geflüchteter sowohl für Wirtschaft als auch Gesellschaft positive Impulse setzen würde.

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