Steuerzeichen sind keine Garantie für mehr Konsum
Auf den ersten Blick sehen steigende Steuerzeichen nach einem wachsenden Tabakkonsum aus, in Wirklichkeit spiegeln die Zahlen aber eher Lagerhaltung und Vorproduktion wider. Deutschlands Tabakverbrauch hat sich in den letzten 25 Jahren halbiert und bleibt im Sinkflug. "Die aktuelle Nachfragesteigerung bei Steuerzeichen hat nichts mit mehr Konsum zu tun – es ist Vorbereitung auf die anstehende Steuersteigerung im kommenden Jahr," betont Jan Mücke vom BVTE. Ein echtes Mehr an Rauchern sucht man im Trend daher vergeblich.
Grenzhandel nimmt Fahrt auf
Ein Phänomen am Rande, das die Dynamik der Branche spürbar beeinflusst, ist der Grenzhandel. Die KPMG-Studie dokumentiert für 2024 einen satten Zuwachs grenzüberschreitender Käufe aus Deutschland (+47 %), angetrieben durch große Preisunterschiede innerhalb Europas: In Frankreich oder den Niederlanden kosten Premiumzigaretten 13 Euro, in Deutschland nur neun. Und beim Feinschnitt laufen die Differenzen fast ins Absurde: Deutschland knapp 12,50 Euro, die Niederlande doppelt so viel, Frankreich gar noch mehr. Hinzu kommen verschärfte Gesetze wie das Supermarkt-Verkaufsverbot in den Niederlanden, durch die deutsche Waren noch attraktiver werden. Folgerichtig steigt in den Nachbarländern die Nutzung unversteuerter Tabakwaren dramatisch.
Frankreichs Anteil an illegal konsumierten Zigaretten liegt inzwischen bei 38 Prozent, mit entsprechend riesigem Steuerschaden. Selbst in den Niederlanden stammt fast die Hälfte der Zigaretten aus zweifelhaften Quellen.
Langsame Steueranstiege zahlen sich aus – vielleicht nicht mehr lange
Bisher hat Deutschland mit moderaten Tabaksteueranpassungen einen recht ausgewogenen Weg gefunden: Vermeidung von Ausweichreaktionen, stabile Einnahmen für die Staatskasse, etwas Bewegung in Gesundheitsfragen. Doch aus Brüssel dräut neues Ungemach.
EU-Pläne könnten alles verändern
In der Pipeline: Ein erheblicher Anstieg der EU-Mindeststeuersätze für Tabak ab 2028 – Ziel ist, die Raucherquote in Europa bis 2040 auf gerade mal fünf Prozent zu drücken. Nach aktuellen Vorschlägen sollen die Mindeststeuern für Zigaretten um satte 139 Prozent, für Feinschnitt sogar um 258 Prozent steigen; Zigarren und Zigarillos könnten bald 1000 Prozent mehr belastet werden. Auch Produkte wie Tabakerhitzer, Dampfer und Nikotinbeutel sollen künftig steuerlich gleichbehandelt werden. Soweit, so ambitioniert – mit dem klaren Nebenrisiko massiver Preisanstiege: 20 Zigaretten könnten künftig 12,50 Euro kosten, 40g Feinschnitt 18 Euro.
Jan Mücke warnt: "Derart abrupte Steueranstiege schaden letztlich dem Gesundheitsschutz und freuen den Schwarzmarkt. Das haben Nachbarstaaten längst schmerzhaft erlebt." Einfache Antworten auf ein altes Problem gibt es offenkundig nicht.
Fragen? Kontakt zum BVTE: Jan Mücke, Georgenstr. 25, 10117 Berlin, Tel. +49 30 88 66 36 - 123, presse@bvte.de, www.bvte.de
In Anlehnung an Mitteilungen des Bundesverbands der Tabakwirtschaft und neuartiger Erzeugnisse (BVTE).
Der deutsche Tabakmarkt bleibt trotz erneuter Steueranpassungen erstaunlich stabil: Sowohl der klassische Zigaretten- als auch der Feinschnittabsatz bewegen sich kaum vom Fleck. Die Statistik führt allerdings ein wenig in die Irre – der deutliche Anstieg bei E-Zigaretten-Liquid-Steuerzeichen etwa spiegelt vor allem Vorzieheffekte, ausgelöst durch absehbare Steuererhöhungen ab 2026. Während moderate Steuerpolitik hierzulande das Ausweichen auf Schwarzmarktprodukte bislang begrenzt, zeigen Nachbarstaaten wie Frankreich und die Niederlande drastische Ausweichreaktionen und rapide wachsenden illegalen Tabakkonsum infolge starker Preisdifferenzen. Die EU will nun mit massiven Steuererhöhungen gegensteuern und die Raucherquote bis 2040 drastisch senken – Expert:innen warnen jedoch, dass damit die negativen Nebenwirkungen eher noch verstärkt werden könnten: Kriminalität und Steuerausfälle sind absehbar. Aktuelle Diskussionen betonen die Notwendigkeit, neben Steuerinstrumenten auch präventive und aufklärende Maßnahmen zu forcieren, um den Tabakkonsum nachhaltig zu regulieren. Nach neuesten Daten von Eurostat und der WHO bleibt Deutschland unter dem europäischen Durchschnitt beim Raucheranteil, die Tendenz ist weiter leicht sinkend. // Erweiterte Recherche: 1. Die Süddeutsche Zeitung berichtet, dass die EU über eine umfassende Novelle der Tabaksteuerrichtlinie diskutiert, die insbesondere E-Zigaretten und Tabakerhitzer stärker in die Pflicht nehmen und den Schmuggel eindämmen soll – Kritiker:innen warnen vor einem Anstieg des illegalen Handels und darauf, dass die Ziele zum Gesundheitsschutz so nur schwer erreichbar seien (Quelle: Süddeutsche Zeitung). 2. Auf Spiegel Online wird ausführlich erklärt, wie Grenzshopping im Zuge von Preisunterschieden für Tabakwaren innerhalb Europas zunimmt; dabei gerät der deutsche Markt unter wachsenden Druck, da die Schwarzmarktquoten in Nachbarländern nach Steueranhebungen teils dramatisch steigen (Quelle: Spiegel Online). 3. Perspective Daily widmet sich dem Ziel der sogenannten "rauchfreien Generation" in Europa und untersucht anhand aktueller WHO-Studien, wie sich Konsum und Einstiegsalter verschieben sowie welche alternativen Präventionsmodelle – etwa durch Aufklärung und Support beim Ausstieg – langfristig erfolgreicher sein könnten als reine Steuererhöhungen (Quelle: Perspective Daily).