Verfassungsschutz will sich strategisch als Schutzinstanz neu ausrichten

Vor dem Hintergrund zunehmender Gefahren für die innere Sicherheit plant das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) eine umfassende Neuausrichtung.

30.08.25 07:02 Uhr | 4 mal gelesen

Wie BfV-Vizepräsident Sinan Selen in einem Interview mit der 'Welt am Sonntag' erläutert, wachse die Bedeutung des Amtes als aktiver Abwehrdienst, vergleichbar mit Partnerdiensten in anderen westlichen Ländern. Zu den Hauptaufgaben zählen insbesondere die Abwehr von ausländischer Einflussnahme, gefolgt von Maßnahmen gegen Terrorismus und die Bekämpfung extremistischer Gewalt. Im Mittelpunkt der aktuellen Bedrohungsanalyse stehen Aktivitäten aus Russland. Laut Selen betrachtet die russische Führung Deutschland als zentrales Angriffsziel und setzt dabei auf ein breites Spektrum an Methoden: Neben der Steuerung von Agenten handelt es sich unter anderem um Cyberangriffe, Desinformationskampagnen und gezielte Sabotageakte mit dem Ziel, demokratische Strukturen zu destabilisieren und das Vertrauen der Bevölkerung zu untergraben. Besonders alarmierend ist der Umstand, dass dabei sogar Personenschäden billigend in Kauf genommen werden. Im Zuge des Ukraine-Kriegs wurden zahlreiche russische Diplomaten als mutmaßliche Agenten ausgewiesen, woraufhin Moskau seine Spionagestrategien veränderte und neue Methoden, darunter auch die Nutzung von Migration zur Einflussnahme, einsetzt. Das BfV habe daher seine Prioritäten mit einem neuen Spionageabwehr-Programm angepasst.

Angesichts der gestiegenen Bedrohungslage, insbesondere durch Russland, stärkt das Bundesamt für Verfassungsschutz seine Abwehrfähigkeiten. Dabei setzt der Dienst vor allem auf die Bekämpfung von hybriden Gefahren wie Cyberattacken und Desinformationskampagnen, die gezielt auf die Institutionen und die gesellschaftliche Stabilität Deutschlands abzielen. Zeitgleich verfolgt der Verfassungsschutz neue Ansätze in der Spionageabwehr, um flexibel auf sich wandelnde Taktiken fremder Akteure reagieren zu können. Ergänzung aus aktuellen Internet-Recherchen: Im Umfeld des G7-Gipfels meldete das BfV zuletzt eine deutliche Intensivierung russischer Desinformationsaktivitäten, die besonders auf Meinungsbildungsprozesse und demokratische Entscheidungsfindungen abzielen. Auch wurde vor gezielten Angriffsversuchen auf kritische Infrastrukturen, zum Beispiel Energie- und Kommunikationsnetze, gewarnt. Zusätzlich arbeitet das BfV mit europäischen Partnerdiensten enger zusammen, um Informationsaustausch und koordiniertes Vorgehen gegen grenzüberschreitende Bedrohungen zu verbessern.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

Die Süddeutsche Zeitung berichtet über die aktuellen Reformpläne des Bundesamts für Verfassungsschutz, analysiert die geplanten Strukturveränderungen und gibt Einblicke in die Diskussion innerhalb der Regierung über die Anpassung an neue hybride Bedrohungslagen. Im Fokus steht die Notwendigkeit, sowohl Personal als auch technische Ressourcen an die wachsende Komplexität fremdgesteuerter Operationen anzupassen. Experten fordern eine stärkere Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Akteuren und einen Ausbau der Cyberabwehr. Quelle: Süddeutsche Zeitung

Die FAZ beleuchtet in ihrem aktuellen Artikel, wie der Verfassungsschutz nach russischen Sabotageakten und Spionagefällen eine Modernisierung seiner Abwehrstrukturen anstrebt. Dabei wird auf die neuen Herausforderungen eingegangen, etwa das zunehmende Auslagern von Agententätigkeiten auf private Netzwerke und die Rolle digitaler Falschinformationen. Darüber hinaus wird die internationale Zusammenarbeit mit Partnerdiensten als Schlüssel zur effektiven Reaktion auf die komplexen Gefahren hervorgehoben. Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung

Laut Spiegel Online erhöht das BfV nach mehreren vereitelten Anschlägen seine Wachsamkeit gegenüber Extremismus unterschiedlicher Ausprägung und betont, wie sich hybride Kriegsführung – speziell Cyber- und Desinformationskampagnen – auf politische Entscheidungsprozesse auswirken. Neben der Abwehr russischer Einflussnahme blickt die Behörde verstärkt auf potenzielle Gefahren durch andere staatliche und nicht-staatliche Akteure. Die Berichterstattung hebt hervor, wie das BfV den Spagat zwischen Geheimhaltung, Prävention und Transparenz in einer offenen Gesellschaft meistern muss. Quelle: Spiegel Online

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