Es war noch früher Morgen in Brüssel, als Ursula von der Leyen vor den wartenden Kameras stand – sichtlich entschlossen, ohne Umschweife das Wesentliche zu benennen. 'Heute sprechen wir nicht nur über Geopolitik, sondern darüber, wie verletzlich wir ökonomisch geworden sind', warf sie in die Runde. Der Subtext? Europa hängt, vielleicht mehr als es ihm lieb ist, an bestimmten Lieferketten – und das wird zunehmend zum Problem auf dem Weltmarkt. Sie fügte hinzu, echte Wettbewerbsfähigkeit erfordere vor allem eines: unabhängiger werden, sich weniger erpressbar machen durch dominierende Zulieferer.
Von der Leyen plädiert daher quasi gebetsmühlenartig für ein dichtes Netz an Freihandelsabkommen, und dabei fällt das Wort 'Mercosur' mehr als einmal. Sie malt den potenziellen Markt der Mercosur-Staaten – immerhin rund 700 Millionen Menschen, mit ähnlichen Idealen, wie sie sagt – geradezu plastisch aus. Laut ihr eröffne eine Einigung gewaltige Chancen für alle Beteiligten. Aber ehrlich gesagt: das Thema steckt fest. Es gibt Sorgen vor allem in der Landwirtschaft und Vorbehalte gegenüber der Umweltpolitik der südamerikanischen Partner. Von der Leyens Appell klingt fast schon wie ein letzter Weckruf: 'Wir müssen dieses Abkommen hinkriegen!' Wobei man im Raum beinahe hören kann, wie sich so mancher fragt – will das am Ende wirklich jeder?
Ursula von der Leyen, Vorsitzende der EU-Kommission, hat beim Dezember-Gipfel der EU-Staaten ihre Unterstützung für das Mercosur-Freihandelsabkommen betont, das den Handel zwischen der Europäischen Union und den südamerikanischen Mercosur-Staaten (Brasilien, Argentinien, Uruguay, Paraguay) erleichtern soll. Sie argumentiert, dass die Verringerung von Abhängigkeiten und der Ausbau strategischer Partnerschaften für Europa zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit zentral seien – und sieht Mercosur als Meilenstein. Allerdings sind viele europäische Länder skeptisch, vor allem wegen Umwelt- und Agrarbedenken – Deutschland drängt zwar auf einen schnellen Abschluss, doch Frankreich und Österreich blockieren mit Verweis auf Regenwaldschutz und Praxiskontrollen. In Südamerika, insbesondere Brasilien, wünscht man sich neue Exportmärkte und Investitionen, fürchtet aber ebenfalls ökologischen und sozialen Druck aus Europa. Die Verhandlungen laufen seit über 20 Jahren, ein Scheitern wäre ein herber Rückschlag für die Handelsstrategie der EU in Zeiten zunehmender globaler Konkurrenz – zumal andere Wirtschaftsmächte, allen voran China, sich längst strategisch positionieren.