Wagenknecht kritisiert Regierungspläne: Sozialbeiträge für Reiche zu schwach erhöht

Sahra Wagenknecht, Vorsitzende des BSW, bemängelt die von der Bundesregierung angestrebte Erhöhung der Sozialbeiträge für Gutverdiener als nicht weitreichend genug.

06.09.25 15:24 Uhr | 4 mal gelesen

Laut Wagenknecht sind die aktuellen Vorhaben der Bundesregierung zur Anhebung der Sozialbeiträge für Spitzenverdiener lediglich ein Echo der routinemäßigen jährlichen Anpassungen und bieten keine echte Lösung für steigende Sozialbeiträge. Sie hinterfragt zudem, weshalb Menschen mit niedrigem und durchschnittlichem Einkommen auf ihr vollständiges Gehalt Sozialabgaben leisten, während Gutverdiener nur auf einen Teil ihres Einkommens zahlen müssen. Für einen gerechteren Sozialstaat schlägt Wagenknecht daher eine Bürgerversicherung vor, bei der alle proportional nach Einkommen in die Sozialkassen einzahlen. Sie fordert zudem, dass alle Regierungsmitglieder sowie Bundestagsabgeordnete verpflichtet werden, ab 1. Januar in die gesetzliche Rentenkasse einzuzahlen. Aus der Union kommt Zustimmung zur Notwendigkeit der Bemessungsgrenzen-Anhebung – allerdings wird vor einer möglichen Doppellast für Arbeitnehmer gewarnt. Parallel zur Anpassung der Beitragsbemessungsgrenze steige voraussichtlich der Zusatzbeitrag in der gesetzlichen Krankenversicherung, sodass viele Beschäftigte gleich mehrfach belastet werden. Kritik an den Plänen äußerte zudem der Bund der Steuerzahler – eine Erhöhung würde Facharbeiter und Selbständige unmittelbar teurer zu stehen kommen, denn mit Anhebung der Bemessungsgrenze stiegen auch ihre Krankenversicherungsbeiträge.

Die aktuellen Debatten um höhere Sozialbeiträge für Besserverdienende polarisieren Politik und Öffentlichkeit: Während Sahra Wagenknecht die Pläne als zu zaghaft abtut und für eine echte Bürgerversicherung plädiert, warnen CDU-Vertreter wie Dennis Radtke vor einer doppelten Last durch gleichzeitige Erhöhungen bei Sozial- und Zusatzbeiträgen. Auch der Bund der Steuerzahler spricht sich gegen die aktuellen Pläne aus, da insbesondere Facharbeiter und Selbständige schnell zu Mehrzahlern werden könnten. Bereits jetzt steigen laut Bundesregierung die Beitragsbemessungsgrenzen für die Rentenversicherung schrittweise auf 8.450 Euro und für die Kranken- und Pflegeversicherung auf 5.812,50 Euro an. Neue Analysen zeigen zudem, dass die Belastung der Mittelschicht in Deutschland im internationalen Vergleich relativ hoch liegt und eine breite Diskussion über langfristig tragfähige Modelle für die Finanzierung des Sozialstaats dringender denn je erscheint. In vielen europäischen Ländern wird aktuell ebenfalls über die Ausweitung der Beitragspflicht auf alle Einkommensgruppen diskutiert, während Deutschland in Bezug auf eine Bürgerversicherung weiterhin gespalten bleibt. Experten betonen, dass systemische Veränderungen notwendig seien, um soziale Gerechtigkeit und Generationengerechtigkeit bei der Finanzierung des Sozialstaats zu gewährleisten.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

Ein Artikel der Süddeutschen Zeitung berichtet, wie die Bundesregierung angesichts steigender Sozialabgaben über weitere Entlastungsmaßnahmen für die Mittelschicht diskutiert; dabei werden verschiedene Modelle wie die Steuerermäßigung oder eine Ausweitung der Beitragspflicht auf zusätzliche Einkommensarten zur Debatte gestellt. Die Koalition steht unter Druck, Reformimpulse zu setzen, die soziale Gerechtigkeit und Wachstum fördern, ohne den Arbeitsmarkt zu belasten. Zugleich wird auf bestehende internationale Beispiele verwiesen, bei denen schrittweise Bürgerversicherungen eingeführt wurden und positive Effekte auf das Versicherungssystem verzeichnet werden konnten. Quelle: Süddeutsche.de

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung analysiert die geplanten Anpassungen der Beitragsbemessungsgrenzen und die Kritik verschiedener Verbände und Parteien daran. Besonders hervorgehoben wird die Rolle der Arbeitgeberverbände, die vor wachsenden Lohnnebenkosten und sinkender Wettbewerbsfähigkeit warnen, sowie die Forderung von Sozialverbänden nach einer stärkeren Einbindung von Hochverdienern in das umlagefinanzierte System. Langfristige Systemreformen würden als zentrale Herausforderung für die Tragfähigkeit des Sozialstaates betrachtet, wobei neue Finanzierungswege wie Kapitaldeckung diskutiert werden. Quelle: FAZ.net

Der Spiegel beleuchtet die gesellschaftliche Debatte über die wachsende Belastung der Mitte durch Sozialabgaben, Steuern und Lebenshaltungskosten und thematisiert die politischen Differenzen hinsichtlich Ursachen und Lösungsmöglichkeiten. Besonderes Augenmerk gilt der Forderung nach einer echten Strukturreform, bei der eine Bürgerversicherung als mögliche Option gilt, während konservative Kräfte Effizienzsteigerungen und gezielte Entlastungen präferieren. Im Vergleich zu anderen Ländern hebt der Spiegel hervor, dass die deutsche Mittelschicht einen überdurchschnittlich hohen Beitrag zum Sozialstaat leistet, was in Anbetracht demografischer Entwicklungen zu weitergehender Reformbereitschaft führen könnte. Quelle: Spiegel.de

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