Wehrbeauftragter Otte fordert Überprüfung des freiwilligen Wehrdienstes

Vor der geplanten Bundestagsberatung zum neuen Wehrdienstgesetz fordert Wehrbeauftragter Henning Otte (CDU) Verbesserungen und bezweifelt die Wirksamkeit eines rein freiwilligen Systems.

heute 01:02 Uhr | 151 mal gelesen

Henning Otte, Wehrbeauftragter des Bundestags, betont in einem Interview mit den Funke-Zeitungen, dass es zwar prinzipiell sinnvoll sei, auf Freiwilligkeit zu setzen, aber erhebliche Zweifel bestehen, ob dies angesichts der bisherigen Schwierigkeiten der Bundeswehr funktioniert. Otte unterstreicht die Notwendigkeit, bereits jetzt Strukturen für den schnellen Einstieg in eine verpflichtende Dienstpflicht zu schaffen und verweist darauf, dass nach der initialen Erfassung umgehend die Teilnahmebereitschaft ausgewertet werden müsse. Ein längeres Zuwarten lehnt er ab. Er sieht eine mögliche Wehrpflicht nicht als Allheilmittel, jedoch als essenziellen Bestandteil einer umfassenden Sicherheitsstrategie. Das neue Wehrdienst-Gesetz, das unter anderem eine Wehrerfassung und später eine verpflichtende Musterung jüngerer Männer vorsieht, wurde auf Druck der Unionsfraktion vorerst im Bundestag gestoppt, um vorab Änderungen durchzusetzen. Die Union will klarere Vorgaben, wann aus Freiwilligkeit eine Pflicht werden kann. Otte mahnt, die Bundeswehr müsse nicht nur mehr Personal gewinnen, sondern dieses auch halten. Er betont, dass das Thema Sicherheit mehr als bloße Gesetzgebung braucht: Infrastruktur, Ausbildung und Material müssten parallel verbessert werden. Junge Menschen müssten als Teil der Lösung ernst genommen und entsprechend einbezogen werden.

Henning Otte stellt die Funktionsfähigkeit eines rein freiwilligen Wehrdienstes infrage und fordert vorausschauende Vorkehrungen für eine mögliche Rückkehr zur Wehrpflicht. Er betont die Dringlichkeit der Personalgewinnung für die Bundeswehr, mahnt aber gleichzeitig, dass ein neues Gesetz allein nicht ausreiche; nötig seien auch verbesserte Strukturen und Ressourcen. Die aktuelle Debatte im Bundestag wurde von der CDU/CSU gestoppt, um vorab weitergehende Regelungen zu einer möglichen Dienstpflicht politisch abzusichern. In den letzten Tagen hat Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) bekräftigt, dass die Modernisierung der Bundeswehr dringend sei, wobei er auf eine Balance zwischen Freiwilligkeit und Pflicht setzt. Gleichzeitig wurde in verschiedenen Leitmedien diskutiert, dass viele NATO-Staaten aktuell aus sicherheitspolitischen Gründen über die Wiedereinführung der Wehrpflicht nachdenken, auch angesichts geopolitischer Spannungen in Europa. Die gesellschaftliche Debatte betont, dass junge Menschen einen entscheidenden Beitrag zur Sicherheit leisten und daher entsprechend gefördert, aber auch gefordert werden sollten.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

Ein ausführlicher Artikel der Süddeutschen Zeitung berichtet, dass die Wehrdienstpläne der Bundesregierung auf starke Kritik sowohl aus der Opposition als auch von Experten stoßen. Während Verteidigungsminister Pistorius betont, dass eine Erfassung aller Wehrfähigen notwendig sei, warnen Sozialverbände vor sozialen Ungerechtigkeiten und fordern Alternativen zum klassischen Wehrdienst. Im Fokus steht die Frage, wie Personalengpässe tatsächlich behoben werden können und welcher gesellschaftliche Konsens zur Wehrpflicht gefunden werden kann. Quelle: Süddeutsche Zeitung

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung analysiert, wie andere europäische Länder aktuell die Wehrpflicht entweder reaktivieren oder reformieren, um auf sicherheitspolitische Herausforderungen zu reagieren. Schweden und Norwegen werden als Beispiele genannt, bei denen neue Modelle getestet werden, die auf eine Mischung aus Freiwilligkeit und Pflicht setzen. Die Bundeswehrdebatte wird im internationalen Kontext betrachtet, und Experten betonen die Dringlichkeit, die Wehrhaftigkeit auch in Deutschland neu zu diskutieren. Quelle: FAZ

Der Spiegel berichtet, dass es innerhalb der Bundespolitik erhebliche Uneinigkeit über die Ausgestaltung des neuen Wehrdienstgesetzes gibt. Insbesondere werden die Finanzierung, die infrastrukturelle Ausstattung und das gesellschaftliche Klima als Herausforderungen hervorgehoben. Der Artikel beleuchtet außerdem, wie viele Menschen sich realistisch für einen freiwilligen Wehrdienst entscheiden könnten und inwiefern das neue Gesetz das Nachwuchsproblem tatsächlich lösen kann. Quelle: Spiegel

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