„Die CDU wird sich irgendwann bewegen müssen“, äußerte Alice Weidel gegenüber dem 'Stern' in Hinblick auf mögliche Koalitionen nach Friedrich Merz’ Zeiten. Ihrer Meinung nach befindet sich die Union in einer selbst geschaffenen Sackgasse, solange sie auf absolute Distanz zur AfD besteht. Wenn CDU und CSU weiterhin strikt ausschließen, mit der AfD zusammenzuarbeiten, macht sich die Union aus ihrer Sicht von den Grünen, der SPD und der Linken abhängig – Gruppen, die laut Weidel politisch kaum mehr verbinde, als eine gemeinsame Ablehnung der AfD. Weidel scheint überzeugt: Der Richtungswechsel bei CDU und CSU ist für sie nur eine Frage der Zeit. Gleichzeitig rechnet Leif-Erik Holm, der demnächst für die AfD im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern antritt, auch bald mit einer Öffnung der Christdemokraten – die oft zitierte „Brandmauer“ hält er für bloßen CDU-Aktionismus. Indes bleibt Ulrich Siegmund, AfD-Frontmann in Sachsen-Anhalt, vorerst zurückhaltend: Die CDU werde hier wohl so bald nicht mitziehen, meint er, da Ministerpräsident Haseloff weiterhin konsequent jede Koalition mit der AfD blockiere. Sven Schulze, CDU-Spitzenkandidat, würde laut Siegmund sogar linke Koalitionen bevorzugen, statt mit der AfD einzugehen – ein Kurs, der laut Siegmund das Risiko birgt, die CDU zu spalten.
Im Kern geht es Weidel und ihren Parteikollegen um eine strategische Neubewertung der Kräfteverhältnisse im konservativen Lager. Dass die CDU weiterhin kategorisch eine Zusammenarbeit mit der AfD ablehnt, sehen sie als kurzsichtige Selbstblockade und strategischen Fehler. Interessanterweise zeigen aktuelle politische Umfragen regional wachsende Erfolge der AfD – insbesondere in Ostdeutschland, was beim Führungspersonal neue Hoffnungen auf Koalitionsoptionen schürt. Einig ist man sich aber selbst innerhalb der AfD nicht darüber, wie nah ein gemeinsames Projekt mit der Union tatsächlich ist: Während Weidel und Holm die Brandmauer im Aufweichen sehen, bleibt Siegmund skeptisch. Manche Beobachter verweisen auf das wachsende Protestpotenzial bei unentschlossenen CDU-Anhängern – während sich die Parteispitzen bemühen, alte Abgrenzungen zu betonen. Die Diskussion um potenzielle Koalitionen bleibt indes ein Paradebeispiel dafür, wie wenig berechenbar politische Allianzen geworden sind. Fakt ist: Die AfD erzielte in Umfragen zuletzt in einigen ostdeutschen Ländern Werte um die 30 Prozent, was den Koalitionsdruck auf die CDU langfristig erhöht. Landes- und Bundesregierung schlossen bislang jede Zusammenarbeit strikt aus und erklärten diese Brandmauer als unverhandelbar.