Das aktuelle 'Deutsch-Polnische Barometer', das bereits seit 25 Jahren gemeinsam von mehreren Institutionen befragt wird, legt bemerkenswerte Entwicklungen offen: Noch nie war das Ansehen der Polen unter Deutschen so hoch, während umgekehrt das Vertrauen und die Sympathie der Polen gegenüber Deutschen einen Tiefpunkt erreicht haben. Gerade mal ein Drittel der Befragten in Polen äußert heute noch positive Gefühle gegenüber Deutschen; etwa jeder vierte sieht die Nachbarn sogar negativ – ein Höchststand. Besonders auffällig: Deutsche werden in Polen kaum als akzeptable Schwiegersöhne, Vorgesetzte oder Nachbarn gesehen. Umgekehrt schauen die Deutschen mit wachsender Wertschätzung auf ihre polnischen Mitbürger: 42 Prozent beurteilen sie durchweg wohlwollend. Agnieszka Lada-Konefal vom Deutschen Polen-Institut bringt die nie abgeschlossen wirkende Entwicklung auf den Punkt: Jede Generation, jede politische Kursänderung können das Bild des Nachbarn kräftig verschieben. Wer das jeweilige Nachbarland schon besucht hat, blickt auffallend häufig versöhnlicher über die Grenze. Auch der Umgang mit der gemeinsamen, schmerzhaften Geschichte bleibt ein Reizthema: Über die Hälfte der Polen fordert weitere Anstrengungen Deutschlands zur Wiedergutmachung der NS-Verbrechen, während diese Haltung bei den Deutschen stark unterrepräsentiert ist. Noch deutlicher wird die Kluft beim Thema Reparationsforderungen. Hinzu kommt: Die Unterstützung für die Ukraine und Sanktionen gegen Russland bröckelt in beiden Ländern, in Polen sogar stärker. Besonders die Hilfsbereitschaft für Geflüchtete ist dort spürbar zurückgegangen, knapp die Hälfte begrüßt weiterhin deren Aufnahme. Die Mehrheit der Befragten beider Länder spricht sich zwar noch für Sanktionen aus, doch insgesamt ist eine spürbare Erschöpfung wahrnehmbar, so Jacek Kucharczyk vom ISP: Was mit enthusiastischer Solidarität begann, droht im Alltag und mit dem Fortdauern des Krieges zusehends zu verblassen.
Das 'Deutsch-Polnische Barometer' zeigt: Das gegenseitige Bild der beiden Nationen verändert sich konstant und ist stark von aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen geprägt. In Polen hat die Sympathie für Deutsche einen historischen Tiefstand erreicht, während der Respekt der Deutschen gegenüber Polen zunehmend wächst. Wichtige Konfliktlinien sind neben der unterschiedlichen Aufarbeitung der Geschichte (Stichwort Reparationen) auch die schwindende Bereitschaft, die Ukraine weiter zu unterstützen – ein Trend, der durch wirtschaftliche Sorgen und eine gewisse Erschöpfung verstärkt wird. So warnen viele Beobachter davor, dass der Dialog zwischen beiden Ländern nicht auf Selbstverständlichkeiten ruhen darf; gerade in einer so angespannten Lage braucht es neue Begegnungen auf beiden Seiten – und vielleicht ein bisschen Geduld mit der eigenen Erwartung, dass sich alles immer nur zum Positiven entwickelt.
**Weitere aktuelle Details:**
Laut taz wird die Debatte über Reparationsforderungen in Polen aktuell erneut politisch instrumentalisiert und verschärft die Stimmung. Ein Bericht der Süddeutschen stellt heraus, dass vor allem junge Polen zunehmend kritisch auf Deutschlands Russland-Politik blicken, was das Misstrauen weiter schürt. Zeit Online analysiert, wie der gesellschaftliche Rechtsruck in beiden Ländern die gegenseitige Wahrnehmung beeinflusst, insbesondere durch neue politische Narrative.