Zwischen positiver Stimmung und konkreten Sorgen: Junge Österreicher ringen mit Zukunft und Alltag

Wien – Die Mehrheit der jungen Erwachsenen blickt optimistisch nach vorn, zugleich geben existenzielle Themen wie Wohnen und Arbeit vielen schwer zu denken. Trotz der lauten Debatte um Nachhaltigkeit zeigen die Daten ein eher pragmatisches Konsumverhalten. Als besonders spannend erweist sich der Einfluss der verschiedenen Lebenswelten: Sie prägen Haltung und Handeln der 16- bis 29-Jährigen in Österreich stärker als das Alter allein.

20.11.25 10:34 Uhr | 13 mal gelesen

Man möchte meinen, die junge Generation in Österreich würde sich einheitlich großen Umweltzielen verschreiben und pessimistisch in die Zukunft schauen – so suggeriert es zumindest so mancher Kommentar auf Social Media oder in den Feuilletons. Die jüngste Sinus-Milieu-Jugendstudie von INTEGRAL rückt die Dinge ein gutes Stück zurecht. Über 75 Prozent der 16- bis 29-jährigen Österreicher:innen schauen optimistisch in ihre persönliche Zukunft – bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass die allgemeine Stimmung im Rest der Bevölkerung nicht ganz so rosig ist. Ein interessanter Randaspekt: Wie stark dieser Optimismus schwankt, hat offenbar wenig mit Lebensjahren, sondern viel mit den gedanklichen und sozialen 'Milieus' zu tun, in denen man sich bewegt. Beispielsweise geben die lebenshungrigen Performer mit satten 93 Prozent an, erfreulich positiv in die nächsten Jahre zu blicken; hingegen blicken Nostalgisch-Konservative deutlich skeptischer drein. Doch während die Gesamtgesellschaft über steigende Mieten oder fehlende Perspektiven klagt – kleine, aber entscheidende Unterschiede! Junge Menschen sorgen sich mit 72 Prozent besonders um ihre Wohnlage und mit 56 Prozent um die eigene berufliche Zukunft, viel stärker als ältere Semester. Dabei wächst mit den Unsicherheiten gelegentlich auch die Frustration: Acht von zehn befragten Jugendlichen finden es unangebracht, ihre Generation über einen Kamm zu scheren, was Sinn macht – betrachtet man die Vielfalt an Biografien, Werten und Prioritäten. Social Media? Klar, dort tobt das Leben, aber auch der Vergleich. 80 Prozent fühlen sich durch Instagram & Co. gelegentlich unter Leistungsdruck gesetzt – und stellen ernüchtert fest, dass sich das Trennen von Bild idealem Selbst und realem Alltag nicht so einfach gestaltet. Nachhaltigkeit wiederum – hier trügt das Klischee vom Moralapostel: Nur jeder fünfte Jugendliche vermeidet Flüge, weniger als ein Drittel greift konsequent zu Produkten mit kurzen Lieferwegen. Öffentliche Verkehrsmittel dagegen – da greifen die Jungen mit 38 Prozent immerhin häufiger zu als der Rest; im Lifestyle und der Mobilität zählt dann manchmal pragmatischer Nutzen mehr als reine Ideologie. Interessant ist auch das Thema Ernährung: Vegetarisches und veganes Essen hat definitiv an Boden gewonnen, ein Fünftel der jungen Leute verzichtet hierzulande auf Fleisch. Tierschutz oder ökologische Motive spielen dabei oft eine Rolle, allerdings – auch das zeigen die Zahlen – sind solche Entscheidungen in erster Linie vom jeweiligen Milieu und nicht vom reinen Alter getrieben. Wenn es um Gleichberechtigung und Geschlechterfragen geht, gehen die Meinungen ebenso auseinander: Während gut die Hälfte meint, Frauen und Männer seien längst gleichgestellt, sind die 'Progressiven Realisten' weitaus kritischer, was das gesellschaftliche Klima angeht, und engagieren sich entsprechend stärker. Die Studie stützt sich auf eine breit angelegte Online-Befragung mit rund 1.400 Teilnehmenden. Klar ist: Die Lebenswelten junger Österreicher:innen sind vielschichtig, ihre Haltung zur Zukunft nicht durchweg sorgenvoll – und ihre Herausforderungen sind spezifisch, aber oft auch überraschend nuanciert.

Die Sinus-Milieu-Jugendstudie 2025 zeigt, dass junge Erwachsene in Österreich einen auffallend optimistischen Blick auf ihre persönliche Zukunft bewahren, auch wenn sie sich erheblich mehr um Themen wie Wohnen und Arbeit sorgen als die übrige Bevölkerung. Der Glaube an Nachhaltigkeit ist zwar da, aber im Alltag entscheidet oft Pragmatismus statt Idealismus, was den Unterschied zwischen Selbstwahrnehmung und tatsächlichem Verhalten verdeutlicht. Außerdem macht die Studie anschaulich, wie wichtig die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Milieu für Werte, Zukunftsbilder und Verhaltensmuster ist – Lebenswelt schlägt Altersgruppe. Ergänzend ergibt die aktuelle Recherche: Die steigenden Wohnkosten und das Verschwimmen von Bildungs- und Berufschancen sorgen europaweit für wachsende Unsicherheit unter jungen Menschen; gerade in Ballungsräumen kämpfen viele mit prekären Arbeitsverhältnissen und wissen nicht, wie sie langfristig Fuß fassen sollen. Auch Themen wie psychische Gesundheit und der Einfluss sozialer Medien werden zunehmend als Herausforderung wahrgenommen, in Deutschland etwa fordern junge Menschen daher politische Reformen für mehr Generationengerechtigkeit und Beteiligung. In letzter Zeit wird der Unmut insbesondere über Wohnungsknappheit, stagnierende Löhne und den wachsenden Druck, mit gesellschaftlichen Erwartungen Schritt zu halten, lauter – das zieht sich quer durch die europäische Jugendgeneration.

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