Experten fordern umfassende Neugestaltung der Erbschaftssteuer

Anton Steiner, Präsident des Deutschen Forums für Erbrecht, sieht dringenden Reformbedarf beim Erbschaftssteuerrecht in Deutschland.

05.09.25 01:18 Uhr | 4 mal gelesen

Laut Anton Steiner, dem Präsidenten des Deutschen Forums für Erbrecht, sei das derzeitige Erbschaftssteuergesetz in Deutschland durch zu viele Ausnahmeregelungen und eine unübersichtliche Struktur geprägt. Im Gespräch mit der 'Neuen Osnabrücker Zeitung' kritisierte Steiner, dass dadurch Erben in ähnlichen Situationen unterschiedlich behandelt würden: Während einige bei einzelnen Immobilien hohe Steuern entrichten müssten, unterlägen Besitzende mehrerer Immobilien teils keinerlei Steuerpflicht. Zudem trage der kontinuierlich steigende Wert von Grundstücken zu höheren Steuereinnahmen bei, da die Freibeträge nicht angepasst würden – eine Entwicklung, die Steiner als versteckte Steuererhöhung beschreibt.

Das deutsche Erbschaftsteuerrecht ist unübersichtlich, da zahlreiche Ausnahmen dazu führen, dass vergleichbare Erbschaften unterschiedlich besteuert werden. Die Erhöhungen der Immobilienwerte haben die Steuereinnahmen auf ein Rekordhoch getrieben, ohne dass die Freibeträge angepasst wurden, was faktisch zu höheren Abgaben führt. Bundesweit einheitliche Freibeträge sorgen zudem in hochpreisigen Regionen wie Bayern für besonderen Druck auf Erben, weshalb eine Regionalisierung der Steuersätze, wie von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder vorgeschlagen, diskutiert wird. NEUE INFOS (Recherche, Stand Juni 2024): - Die Debatte um eine Reform der Erbschaftssteuer ist vor dem Hintergrund stark gestiegener Immobilienpreise und wachsender Ungleichheit in Deutschland aktuell besonders relevant. Verschiedene Verbände und Experten fordern eine Anpassung der Freibeträge und eine Abschaffung von Privilegien für Unternehmensvermögen, damit die Steuer gerechter verteilt wird und den sozialen Zusammenhalt stärkt. Auch auf europäischer Ebene wird auf Reformdruck hingewiesen, da Deutschland mit seinen vergleichsweise niedrigen Steuersätzen im internationalen Vergleich auffällt, aber durch die Preisentwicklung dennoch für viele Erben erhebliche Belastungen entstehen.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

Der SPIEGEL berichtet ausführlich über die aktuelle Kontroverse zur Erbschaftssteuer: Moderate Steuerreformen werden von Wirtschaftsverbänden gefordert, während andere Experten größere Anpassungen, etwa bei der Bewertung von Immobilien und bei den Freibeträgen, für notwendig halten. Kritisiert wird, dass Steuerprivilegien für Betriebsvermögen bestehen bleiben, was zu Ungleichheiten führe. Die Bundesregierung plant hierzu aktuell keine grundlegende Reform, beobachtet jedoch die soziale Debatte. (Quelle: SPIEGEL)

Die FAZ beleuchtet die Auswirkungen steigender Immobilienpreise auf Erben in Deutschland und stellt fest, dass vor allem in Ballungsräumen die einheitlichen Freibeträge zu Problemen führen. Experten fordern regional gestaffelte Freibeträge oder spezifische Entlastungen für Erben selbstgenutzter Immobilien. Der politische Diskurs bleibt angespannt, da unterschiedliche Bundesländer verschiedene Vorstellungen von Reformen vertreten. (Quelle: FAZ)

ZEIT ONLINE hebt die wachsende Ungleichheit durch Erbschaften hervor, insbesondere da wohlhabende Familien von Steuerlücken profitieren und große Vermögen häufig steuerbegünstigt übertragen werden. Führende Ökonominnen und Ökonomen plädieren für eine stärkere Besteuerung großer Erbschaften, während kleine und mittlere Erben entlastet werden sollten. Die Debatte um soziale Gerechtigkeit und Generationengerechtigkeit bleibt im Fokus. (Quelle: ZEIT ONLINE)

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