Extremismus-Experte warnt: Union könnte durch AfD-Zusammenarbeit zerfallen

Peter R. Neumann, renommierter Extremismusforscher und Professor am King’s College in London, betrachtet die innerparteilichen Diskussionen der Union im Umgang mit der AfD als hochriskant – und zieht warnende Parallelen aus Europa.

17.10.25 17:31 Uhr | 56 mal gelesen

Neumann bringt es im WDR5-Morgenecho auf den Punkt: Schaut man nach Frankreich oder Italien, erkennt man ein klares Muster – immer dort, wo konservative Parteien auf die Idee kamen, mit Rechtspopulisten zu paktieren, folgte der Absturz. Forza Italia, also Berlusconis Erbe, liegt jetzt nur noch bei kümmerlichen sieben oder acht Prozent. Und die französischen Republikaner? Ebenfalls auf dem Rückzug, gerade mal zehn Prozent. Das sagt viel: Die politische Rechnung, man könne durch Nähe zum rechten Rand irgendwie an Schwung gewinnen, geht nicht auf – vielmehr freuen sich die Populisten über jeden Zugewinn, während die Konservativen verlieren. Mehr noch: Neumann sieht für die CDU echtes Spaltungspotenzial, sollte sie sich wirklich auf eine Kooperation einlassen. Innerparteiliche Zerreißproben könnten die Folge sein, womöglich wäre sogar ein Auseinanderbrechen der Partei denkbar. Interessant und beunruhigend ist sein Vergleich mit jener fatalen Strategie aus der Weimarer Republik, als Franz von Papen meinte, Hitler durch Regierungsbeteiligung domestizieren zu können. Neumann betont, wie sehr dieses Kalkül schiefging, und macht deutlich: Auch wenn die AfD keineswegs mit der NSDAP gleichzusetzen ist, greift diese Hoffnung einer zahmen Steuerbarkeit daneben. Kurz gesagt: Mit der AfD zu kooperieren – wer das für einen klugen Schachzug hält, könnte schwer aufräumen müssen.

Neumanns Einschätzung bringt einige unbequeme Wahrheiten ans Licht. Sobald Mitte-Rechts-Parteien sich in anderen Ländern den Rechtspopulisten annäherten, schrumpften sie – ein Muster, das sich anscheinend zuverlässig wiederholt. Die CDU könnte also im Ernstfall vor einer Zerreißprobe stehen, falls sie irgendeine Form von Bündnis mit der AfD erwägt – zumal der vermeintliche Plan, die Populisten zu zähmen, historisch schon einmal katastrophal scheiterte. Bei der Recherche zu aktuellen Debatten zum Thema bestätigt sich, dass die Diskussion um den Umgang mit der AfD ein prominentes und polarisierendes Thema bleibt. Die Stimmen mehrerer Unions-Politiker gehen teils in verschiedene Richtungen: Manche warnen eindringlich vor jeder Form von Zusammenarbeit, andere kündigen Gespräche allenfalls auf kommunaler Ebene an – was wiederum Gegenreaktionen provoziert. Völlig klar ist: Die Gefahr einer weiteren Spaltung und Vertrauenskrise innerhalb der CDU bleibt bestehen, wie etwa zahlreiche Akteure aus Politikwissenschaft und der Zivilgesellschaft betonen. Gleichzeitig läuft eine intensive Debatte innerhalb der gesamten Gesellschaft, wie demokratische Parteien glaubwürdig mit dem Erstarken rechtspopulistischer Bewegungen umgehen können.

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