Franz Josef Strauß bot US-Regierung vertrauliche Informationen an

Während des Bundestagswahlkampfs 1980 soll Franz Josef Strauß, der Kanzlerkandidat der CDU/CSU, laut US-Akten als geheimer Informant für die USA in Erwägung gezogen haben, vertrauliche Informationen zu liefern.

04.09.25 17:12 Uhr | 3 mal gelesen

Laut einem Bericht des 'Spiegel', der sich auf Unterlagen des US-Außenministeriums beruft, kontaktierte Franz Josef Strauß am 27. März 1980 Zbigniew Brzezinski, den damaligen Sicherheitsberater von US-Präsident Jimmy Carter. Strauß äußerte, über Informationen zu politischen Entwicklungen in Deutschland und Frankreich zu verfügen, die für die Amerikaner nützlich sein könnten, und bot an, diese unter Wahrung seiner Anonymität weiterzugeben. Brzezinski empfahl, die Details an seine Sekretärin zu leiten, doch Strauß betonte, er wolle keine Personen bloßstellen, verfüge jedoch über ein spezialisiertes Informationsnetzwerk mit für die USA möglicherweise beunruhigenden Erkenntnissen. Ob Strauß tatsächlich Informationen übermittelte, bleibt laut den Akten unklar. Nach Carters Wahlniederlage im November 1980 endete Brzezinskis Amtszeit, während Strauß bis 1988 CSU-Vorsitzender und Ministerpräsident von Bayern blieb.

Die Enthüllung basiert auf bisher unveröffentlichten Dokumenten des US-Außenministeriums, die Aufschluss über geheime Kontakte zwischen deutschen Spitzenpolitikern und der US-Regierung in den 1980er Jahren geben. Der Fall verdeutlicht den damaligen internationalen Konkurrenzdruck während des Kalten Krieges und das Bestreben westlicher Politiker, durch inoffizielle Kanäle außenpolitisch Einfluss zu nehmen. Ergänzende Recherchen zeigen, dass ähnliche „inoffizielle“ Kontakte zwischen westdeutschen und US-amerikanischen Entscheidungsträgern im Kalten Krieg häufiger waren, wobei der Wille zur Geheimhaltung häufig Teil des politischen Kalküls war; öffentlich wurde das Thema Informanten und Geheimkontakte zuletzt im Zuge neu veröffentlichter Akten aus dem Nationalarchiv erneut diskutiert.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

Ein ausführlicher Artikel bei der ZEIT analysiert die Enthüllung rund um Franz Josef Strauß und ordnet sie in die Zeit des Kalten Krieges ein. Der Artikel beschreibt, wie persönliche Kanäle zwischen westlichen Politikern und den USA genutzt wurden, um geopolitischen Einfluss zu sichern, und beleuchtet die Hintergründe und Folgen solcher geheimen Kontakte. Die Redaktion weist darauf hin, dass heute historisch kritischer mit solchen Inoffiziellen Informationen umgegangen wird. Quelle: DIE ZEIT

Das Nachrichtenmagazin SPIEGEL geht in seiner Berichterstattung auf die neuen Details aus den US-Geheimdokumenten ein und rekonstruiert das Gespräch zwischen Strauß und Brzezinski anhand der Protokolle. Der Artikel beleuchtet zudem, wie sensibel westdeutsche Politiker mit Sicherheitsinteressen der USA umgingen und wo die Grenzen solcher verdeckten Zusammenarbeit lagen. Außerdem werden Expertenstimmen eingeholt, die betonen, dass das Thema Macht und Loyalität im internationalen Kontext noch immer aktuell ist. Quelle: Der SPIEGEL

Auf Süddeutsche.de wird das Thema in einem größeren Zusammenhang betrachtet, insbesondere bezogen auf politische Geheimdiplomatie der 1980er Jahre in Europa. Dabei werden weitere Beispiele angeführt, bei denen Politiker informelle Kanäle zum Austausch sensibler Informationen nutzten. Die Analyse kontextualisiert das Vorgehen von Strauß und diskutiert die anhaltende Relevanz geheimer Kommunikation im politischen Alltag. Quelle: Süddeutsche Zeitung

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