Gefühl der Unsichtbarkeit: Warum sich so viele Menschen nicht in deutschen Medien wiederfinden

In Deutschland sorgt eine aktuelle Gerichtsentscheidung zu den Rundfunkbeiträgen für Aufsehen – eine Bürgerin aus Bayern zahlte nicht und kritisierte die fehlende Meinungsvielfalt der öffentlich-rechtlichen Medien. Eine neue Umfrage bestätigt: Das Gefühl, nicht repräsentiert zu werden, ist weitverbreitet – nur eine Minderheit erkennt sich in der Berichterstattung deutscher Medien. Was steckt hinter diesem Vertrauensproblem, und was bedeutet das für den gesellschaftlichen Zusammenhalt?

28.10.25 13:40 Uhr | 24 mal gelesen

Spricht man mit Menschen aus verschiedenen Teilen Deutschlands, begegnet einem immer wieder das gleiche Gefühl: 'Sie erzählen nicht meine Geschichte.' Besonders im Osten fühlt sich laut einer aktuellen Civey-Erhebung nur eine kleine Minderheit in den Medien richtig repräsentiert – tatsächlich sagen etwa 70 Prozent, dass sie sich nicht wiederfinden. Im Westen sieht es kaum besser aus; ganz knapp weniger fühlen sich dort außen vor. Das ist, wenn man ehrlich ist, schon ein harter Befund für die Medienlandschaft eines Landes, das auf den Pluralismus so stolz ist. Studierende – ab und zu wird ja behauptet, die Medien seien ein Sprachrohr der jungen Generation – erleben das offenbar ganz anders: Drei von vier melden, sie kämen in der Berichterstattung nicht vor. Manchmal habe ich den Verdacht, dass gerade die großen Medienhäuser zu selten hinsehen, was das Leben vor Ort, im Dorf oder im Kiez, tatsächlich ausmacht – und es dann halt auch nicht erzählen. Marie-Sophie von Bibra von Readly gibt zu Bedenken, dass die regionale Perspektive enorm wichtig für Vertrauen in Medien sei. Wenn aber die Vielfalt auf der Strecke bleibt, wird aus einem medienpolitischen Ärgernis rasch ein Problem für die Demokratie – das kann man so stehenlassen, finde ich. Interessant – und fast ein bisschen schräg – ist der politische Blick: AfD-Wähler haben fast geschlossen das Gefühl, von Medien ignoriert zu werden. Doch das Unbehagen ist, so liest man, quer durch die Parteien verbreitet. Da entpuppt sich schnell die Mär vom politisch einseitig diskriminierten Lager als zu kurz gegriffen. Woran liegt es also wirklich? Algorithmische Filterblasen? Oder sind es die Strukturen in den Redaktionen, möglicherweise eine gewisse Betriebsblindheit? Ich weiß es nicht, aber eine einfache Antwort gibt es nicht – das kann man drehen und wenden, wie man will. Unterm Strich sagt die Studie: Repräsentation ist keine „Sache der Statistik“, sondern einer Haltung. Wer heute ein Medium macht, sollte ein echtes Interesse für die Lebenswirklichkeiten zeigen – vielleicht müssten Redaktionen einfach öfter mal raus aus den eigenen Komfortzonen. Übrigens: Die Untersuchung basiert auf einer repräsentativen Online-Befragung von 2.500 Personen in Deutschland, durchgeführt im Juli 2025 durch Civey im Auftrag von Readly, einer Plattform, die zig Magazine und Zeitungen digital bündelt und vertreibt.

Die aktuelle Umfrage zeigt eine deutliche Entfremdung großer Teile der Bevölkerung gegenüber den Medien – besonders im Osten und auf dem Land fühlen sich Menschen nicht dargestellt. Das fehlende Gefühl von Repräsentation zieht sich durch verschiedene politische Gruppen und gesellschaftliche Schichten, wobei speziell AfD-Wählende besonders kritisch sind, aber auch jenseits der Parteigrenzen ein verbreitetes Unbehagen existiert. Hintergrundinformationen aus anderen aktuellen Berichten (z.B. von der Deutschen Welle und der Zeit) verdeutlichen, dass fehlende regionale Berichterstattung, wahrgenommene Einseitigkeit und algorithmisch verstärkte Meinungsblasen das Problem verschärfen und damit auch das Vertrauen in die demokratischen Institutionen schwächen. Nationale und internationale Medienstudien bestätigen diesen Trend: Laut Reuters Institute ist das Medienvertrauen in Deutschland im internationalen Vergleich eher rückläufig, wobei junge Menschen und Menschen mit niedrigem Bildungsstand besonders wenig Repräsentanz empfinden. Aktuelle Debatten etwa um die neue Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und dessen Rolle in der Demokratie unterstreichen die Dringlichkeit, neue Wege zu finden, um der gesellschaftlichen Fragmentierung entgegenzuwirken.

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