Hohe Gewinne bei Deutschlands Gasnetzbetreibern sorgen für Diskussionen

Gasnetzbetreiber in Deutschland verzeichnen beachtliche Überschüsse – und die Verbraucher zahlen dafür.

12.09.25 06:43 Uhr | 3 mal gelesen

Laut einer Auswertung des Bundesverbands Neue Energiewirtschaft (BNE) der Unternehmenszahlen im Bundesanzeiger erzielen viele deutsche Gasnetzbetreiber beachtliche Renditen. Der BNE hat 19 Firmen untersucht, die gemeinsam rund 45 Prozent des deutschen Gasnetzmarktes abdecken. Im Jahr 2023 lag deren durchschnittliche Eigenkapitalrendite bei 22 Prozent. In einigen Ausnahmefällen wurden sogar Werte von 50 Prozent und mehr erreicht, wie auch der 'Spiegel' berichtet. Die Angaben für das laufende Jahr 2024 liegen meist noch nicht vollständig vor. Verantwortlich für die Gewinne sind die Netzentgelte, welche über die Gasrechnung an die Verbraucher weitergegeben werden. Im Jahr 2025 steigen diese Gebühren im Durchschnitt um 22 Prozent, was für eine typische Familie mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden etwa 80 Euro Mehrkosten verursacht. Die Monopolstruktur der rund 687 Gasnetzbetreiber in Deutschland erklärt die hohen Renditen: Die Bundesnetzagentur setzt alle fünf Jahre den zulässigen Rahmen, der aktuell beispielsweise bei Bestandsanlagen mit etwa fünf Prozent vor Steuern ansetzt. Die tatsächlichen Profite übertreffen diese Vorgaben jedoch häufig, wie die BNE-Analyse zeigt. Die Betreiber verweisen darauf, dass einzelne Jahreswerte wenig aussagekräftig seien, da Investitionszyklen und Abschreibungen zu Schwankungen führen können. Dennoch dokumentiert die Bundesnetzagentur für die Jahre 2019 bis 2023 durchschnittliche Renditen von 18 Prozent.

Die Analyse von Geschäftsberichten legt offen, dass viele Gasnetzbetreiber in Deutschland deutlich über dem von der Bundesnetzagentur vorgesehenen Renditerahmen wirtschaften. Steigende Netzentgelte sorgen dafür, dass Privathaushalte stärker zur Kasse gebeten werden. Kritiker fordern mehr Transparenz, eine Überprüfung der Gewinnspannen sowie eine Anpassung der Regulierungsmechanismen, um die Verbraucher besser zu schützen und die Energiewende nicht auszubremsen. Aus weiteren aktuellen Medienberichten geht hervor, dass die Diskussion um die Renditen der Netzbetreiber eingebettet ist in die Debatte um die Transformation der Energienetze: Die Bundesregierung hat eine nationale Wasserstoffstrategie beschlossen und plant massive Investitionen in alternative Gasinfrastrukturen, was wiederum Auswirkungen auf die Kostenstruktur und Profitabilität der Netzbetreiber hat. Ferner gab es jüngst verstärkte Appelle von Verbraucherschützern an die Politik, eine Reform der Netzentgeltsystematik anzugehen und den Wettbewerb im Energiesektor zu stärken, um weitere Belastungen für Haushalte zu vermeiden.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

1. Die Süddeutsche Zeitung beschäftigt sich mit dem Anstieg der Energiekosten durch intransparente Netzentgelte und stellt eine verstärkte Belastung der Privathaushalte heraus; sie geht dabei ausführlich auf die politische Forderung nach einer Überarbeitung der Entgeltstruktur ein und kritisiert die mangelnde Kontrolle der tatsächlichen Gewinne der Versorgungsunternehmen (Quelle: Süddeutsche Zeitung).

2. Im Spiegel wird der Ausbau der Gas- und Stromnetze im Zusammenhang mit der Energiewende thematisiert; der Artikel betont die konfliktträchtige Gemengelage zwischen notwendigen Investitionen, steigenden Verbraucherpreisen und ungewöhnlich hohen Renditen der Netzbetreiber – dabei werden auch Hintergründe zu den Mechanismen der Bunderegulierung geliefert (Quelle: Spiegel).

3. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung analysiert in einem aktuellen Beitrag die Wechselwirkungen zwischen Energiekostensprüngen, Monopolstrukturen und der geplanten Integration von Wasserstoffnetzen, wobei Einblicke in politische Initiativen und Forderungen von Wirtschaftsverbänden gegeben werden (Quelle: FAZ).

Schlagwort aus diesem Artikel