Junge Union drängt auf Sozialreformen – notfalls an SPD vorbei

Johannes Winkel, Vorsitzender der Jungen Union, fordert CDU-Parteichef Friedrich Merz auf, Sozialreformen notfalls gegen den Widerstand von SPD und Sozialministerin Bas durchzusetzen – unter Berufung auf die Richtlinienkompetenz.

06.09.25 00:19 Uhr | 3 mal gelesen

Johannes Winkel, Bundestagsabgeordneter der CDU und Chef der Jungen Union, verlangt in der 'Bild'-Samstagausgabe, dass Friedrich Merz seine Befugnisse als Bundeskanzler nutzt, um Sozialreformen auch bei Widerstand der SPD und Sozialministerin Bärbel Bas durchzubringen. Winkel betont, Merz habe außenpolitisch Führungsqualitäten bewiesen, diese seien nun auch innenpolitisch gefragt. Wenn Bundesministerin Bas Reformen blockiere oder sich abfällig äußere, erwartet Winkel eine klare Durchsetzungskraft und keinen kompromissbereiten Kurs seitens des Kanzlers. Die Koalition müsse entschieden den Sozialstaat verschlanken, ungeachtet eventueller Bedenken. Ihm zufolge gehe es um eine fairere Verteilung, da arbeitende Familien aktuell nur unwesentlich mehr Geld hätten als solche, die Bürgergeld beziehen, was das Vertrauen von Arbeitern in die Sozialdemokratie schwäche. Der Gesetzgeber müsse sich jedoch weiterhin an die Leitplanken des Bundesverfassungsgerichts halten, das für Sanktionen im Sozialsystem zwar Spielraum sieht, Leistungskürzungen über 30 Prozent allerdings ablehnt.

Im Kern fordert die Junge Union, dass Friedrich Merz seine Möglichkeiten als Kanzler nutzt, um wesentliche Änderungen im Sozialstaat auch bei SPD-Gegenwind durchzusetzen. Während es um die Einschränkung sozialer Leistungen geht, verweist Winkel insbesondere auf den Abstand zwischen Bürgergeld- und Arbeitseinkommen als Hauptproblem für die Akzeptanz der Sozialdemokratie bei Arbeitern. Über die jüngste Debatte hinaus ist festzuhalten, dass die Forderung nach Arbeitsanreizen und Reformen im Sozialsystem aktuell parteiübergreifend, aber mit unterschiedlichen Akzentuierungen diskutiert wird: Nach aktuellen Medienberichten thematisiert beispielsweise die CDU verstärkt das Bürgergeld im Europawahlkampf, während die SPD hingegen auf den sozialen Ausgleich pocht. Ökonomisch betrachtet bleibt Deutschland europäischer Spitzenreiter in den Sozialausgaben, die Lautstärke der Reformdebatte nimmt angesichts angespannter Haushaltslage weiter zu – etwa durch die Forderung nach schnelleren Kürzungen von Bürgergeldleistungen oder strengeren Sanktionen bei wiederholter Arbeitsverweigerung. Gleichzeitig werden angesichts des demografischen Wandels Stimmen laut, die eine grundlegende Modernisierung sozialstaatlicher Leistungen fordern, um Arbeitsmarktintegration zu stärken.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

Im Spiegel wird aktuell umfassend über das Streitthema Bürgergeld berichtet: Die CDU fordert im Wahlkampf eine striktere Verfolgung von Bürgergeldempfängern, während sich SPD und Gewerkschaften gegen weitere Verschärfungen wehren und mehr Fokus auf individuelle Wiedereingliederung fordern. Die Debatte wird vor allem im Zusammenhang mit bezahlbarem Wohnraum und Unternehmensentlastungen geführt. Bundeskanzler Scholz warnt vor sozialen Spaltungen und betont, dass Reformen grundsätzlich an die Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts gebunden bleiben müssen. Quelle: Spiegel

Die Süddeutsche Zeitung beleuchtet in einem mehrteiligen Beitrag die aktuelle Sozialstaatsdiskussion in Deutschland: Sie zeigt, dass die Ampel-Koalition sich zwar auf leichte Reformanpassungen einigen konnte, aber keine grundsätzliche Neuausrichtung der Leistungen plant. Im Parlament wächst zudem die Kritik an den geplanten Kürzungen, da diese laut Experten vor allem sozial schwächere Gruppen treffen könnten, und mahnt vor überhasteten politischen Entscheidungen unter Haushaltsdruck. Viele Fachleute fordern einerseits raschere Integration von Langzeitarbeitslosen, andererseits bessere Förderangebote statt reiner Sanktionierung. Quelle: Süddeutsche Zeitung

Auf Zeit Online erschien ein ausführlicher Report zur Frage der sozialen Gerechtigkeit zwischen Beschäftigten und Bürgergeld-Empfängern: Die Diskussion entzündet sich weiterhin am sog. 'Lohnabstand', dessen Größe als zentral für Arbeitsanreize gilt. Experten weisen jedoch darauf hin, dass strukturelle Probleme wie Niedriglohnsektor und hohe Mietkosten Arbeitsaufnahme oft wenig attraktiv machen. Die Redaktion hebt hervor, dass politische Schnellschüsse zu strukturellen Problemen führen könnten, und plädiert für eine differenzierte Debatte. Quelle: Zeit Online

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