Momentan laufen wichtige Botschaften an den Kreml fast ausschließlich über Washington – so beschreibt es Armin Laschet im Gespräch mit dem Sender 'Welt'. Das findet er auf Dauer untragbar. Die Hoffnung richte sich nun auf den bevorstehenden EU-Gipfel. 'Entscheidend ist, dass die Europäer an einem Strang ziehen und die Amerikaner im Sinne des europäischen Kurses mit Russland verhandeln', meint Laschet. Allerdings sieht er das Problem darin, dass die eigentlichen EU-Beschlüsse nie direkt von europäischen Stimmen in Moskau ankommen, sondern immer von den USA überbracht werden. Für Laschet ist dieses Konstrukt zu indirekt und langfristig riskant.
Ein weiteres heißes Eisen: der Vorschlag, russische Vermögenswerte zur Unterstützung der Ukraine zu nutzen. Laut Laschet sei das komplizierter als viele denken. Die Opposition aus Ländern wie Ungarn oder der Slowakei sei dabei noch das kleinere Übel, denn großteils müsse man ohnehin auf das Engagement der großen EU-Staaten wie Frankreich, Italien oder Polen setzen. Deren Bereitschaft, für eventuelle Ausfälle zu haften, sieht Laschet skeptisch. Das Risiko für Deutschland sei erheblich – sollte Russland niemals Reparationen leisten, müsste letztlich der deutsche Steuerzahler einen erheblichen Teil der ausgeliehenen Gelder decken. 'Die Vorstellung, dass russisches Geld direkt abgezogen würde, ist trügerisch. Es läuft eher auf eine Bürgschaft hinaus, mit ungewissem Ausgang,' fasst Laschet zusammen.
Armin Laschet argumentiert, dass Europa mittelfristig selbst den direkten Kontakt nach Moskau suchen sollte, weil der aktuell indirekte Kommunikationsweg über die USA zu wenig Eigenständigkeit für die EU bedeutet. Er beurteilt die von der EU angedachte Nutzung eingefrorener russischer Vermögenswerte als riskant, zumal große EU-Länder im Ernstfall bürgen müssten, falls Russland keine Entschädigungen zahlt. In jüngsten Entwicklungen diskutiert die EU noch immer intensiv über diesen Plan, wobei vor allem die Angst vor fiskalischen und politischen Langzeitfolgen wächst. Während führende Wirtschaftszeitungen darauf hinweisen, dass sich der EU-Gipfel mehr auf interne Einigung als auf offene Konfrontation mit Russland konzentriert (siehe Quelle: Der Spiegel), berichtet die FAZ auch von verhaltenen Reaktionen der Finanzmärkte (Quelle: FAZ), und die ZEIT hebt hervor, dass sich insbesondere Frankreich und Deutschland künftig nicht allein auf US-Vermittlung verlassen wollen (Quelle: Die Zeit).